Mutter von Hevrîn Xelef spricht im Europaparlament

Auf der internationalen Konferenz im Europaparlament hat die Mutter der von protürkischen Islamisten ermordeten kurdischen Politikerin Hevrîn Xelef einen Appell an alle Frauen weltweit gerichtet.

Im Europaparlament in Brüssel findet seit Mittwoch die internationale Konferenz „Die Europäische Union, die Türkei, der Mittlere Osten und die Kurden” statt. Eine der Gastrednerinnen aus Rojava ist Suad Mustafa. Ihre Tochter Hevrîn Xelef ist im vergangenen Oktober im Zuge der türkischen Invasion in Nordsyrien von Islamisten exekutiert worden.

Suad Mustafa begann ihre Rede mit den Worten: „Ich bringe euch die Grüße der Menschen in Rojava, dem Ort des Widerstands. Die Revolution von Rojava ist eine Frauenrevolution.“ Gegen diese Revolution richte sich der türkische Angriff auf Nordsyrien. „Am 9. Oktober begann die Besatzung, am 12. Oktober wurde Hevîn brutal ermordet, am 13. Oktober wurde Mutter Akide in Serêkaniyê ermordet. Weil die Revolution von Rojava eine Frauenrevolution ist, wird über die Frauen die Menschheit angegriffen. Hevrîns Stimme ist zur Stimme der Menschheit geworden. Sie ist zu einem Symbol der Frauenbefreiung geworden. Der Feind missachtet die Menschlichkeit. Heute gibt es Millionen Frauen wie Hevrîn. Sie rebellieren gegen den Faschisten Erdoğan und dieser Aufstand wird weitergehen. Ich appelliere an alle Frauen auf der Welt: Reichen wir einander die Hand und schreien Erdoğan und seinen Unterstützern entgegen: Wir sind alle Hevrîn Xelef, wir leisten Widerstand gegen euch, wir sind Arin Mirkan auf dem Miştenur-Hügel in Kobanê!“

Im Anschluss sprach Majdoleen Hasan, die Ko-Vorsitzende des Demokratischen Syrienrats (MSD): „Eine Revolution kann nur als Revolution gezählt werden, wenn es eine Frauenrevolution ist. In Rojava können wir sehen, dass Frauen im Zentrum der Revolution stehen.“ Sie berichtete von der Frauenarbeit in Nord- und Ostsyrien und forderte von der EU politische Unterstützung.

Als Vertreterin des Frauendachverbands Kongreya Star in Deutschland machte Hatice Barakat darauf aufmerksam, dass viele zu der Konferenz eingeladene Menschen aus Rojava nicht kommen konnten, weil sie kein Visum bekommen haben. In ihrem Redebeitrag berichtete sie von den Tätigkeiten ihres Verbands und sagte: „Die Frauen in Rojava haben alles mit eigenen Händen erschaffen. Das erscheint Erdoğan bedrohlich. Er will die Kurdinnen und Kurden an der Wurzel auslöschen.“

Ferda Çetin: Die PKK ist eine solche Bewegung

In der ersten Sitzung des zweiten Konferenztages wurden die türkische Expansionspolitik, die Besatzung von Rojava und die Lage im Mittleren Osten behandelt und Sanktionen gegen die Türkei gefordert. Die Sitzung wurde von der schwedischen Europaparlamentarierin Evin Incir (S&D) moderiert. Einleitend stellte die Politikerin fest, dass sich die Weltgemeinschaft zum Thema Rojava in Schweigen hülle, aus diesem Grund habe die Konferenz im Europaparlament zu dieser Zeit eine besondere Bedeutung.

Der kurdische Journalist Ferda Çetin aus Belgien forderte für die Kurden von der internationalen Gemeinschaft „die Unterstützung, die sie verdient haben und bekommen müssen“. Praktische Unterstützung gebe es auf internationaler Ebene nicht, der IS sei jedoch weiterhin eine große Gefahr: „Der IS und al-Qaida entwickeln sich in den Gebieten einer Regierung, die von Europa unterstützt wird. Diese Organisationen sind gleichzeitig gegen den Westen, antisemitisch und frauenfeindlich. Wer sich dem IS anschließt, weiß das. Für den Kampf gegen den IS braucht man eine Bewegung aus der Region, die den IS und den Mittleren Osten gut kennt. Wenn der IS ein Paradies im Jenseits verspricht, brauchen wir eine Bewegung, die ein Paradies in dieser Region in Aussicht stellt. Die PKK ist eine solche Bewegung. Die USA führen Gespräche mit den Taliban und al-Qaida, aber die PKK erklären sie zu Terroristen. Trump selbst hat erklärt, dass die PKK gefährlicher ist als der IS. Wir haben es hier mit einem Konflikt zwischen verschiedenen Systemen zu tun.“

Die Konferenz geht noch bis 17 Uhr weiter.