Moria steht in Flammen

Das massiv überbelegte Flüchtlingslager Moria auf Lesbos steht in Flammen. Dennoch wurde es nur teilweise evakuiert. Die Polizei geht mit Tränengas gegen Schutzsuchende vor, berichten NGOs.

Das Massenlager Moria auf der griechischen Insel Lesbos steht in Flammen. An mehreren Stellen sind Brände ausgebrochen. Verzweifelte Schutzsuchende fliehen aus dem Lager. Nach Angaben von AFP steht fast das ganze Lager in Flammen. Auch Olivenhaine in der Umgebung brennen. Die NGO Mission Lifeline zeigt die Bilder von verzweifelt herumirrenden Frauen und Kindern.

Polizei schießt mit Tränengas auf verzweifelte Schutzsuchende“

Mission Lifeline erklärte über Twitter: „Wir sind so nah dran und können im Moment nichts machen. Tausende Menschen sind jetzt obdachlos und sitzen im Dschungel fest. Die Polizei schießt Tränengasgranaten.“

„Dschungel“ wird das informelle Camp, das sich aufgrund der Überfüllung von Moria außerhalb des offiziellen Lagers errichtet wurde, genannt. Die Flüchtlingshilfsorganisation Stand by Me Lesvos schrieb im Internetdienst Twitter: „Alles brennt, die Menschen fliehen.“ Augenzeugen berichteten der Organisation zufolge, dass Einwohner flüchtende Asylbewerber daran gehindert hätten, ein nahegelegenes Dorf zu betreten. Zuvor waren in Moria 35 Schutzsuchende positiv auf Corona getestet worden. Nur 2.000 Tests sind überhaupt bisher in Moria erfolgt.

Ob Brandstiftung von außen, ein Unfall oder eine Revolte Ursache der Brände ist, ist bis jetzt unklar. Moria ist für 2.800 Menschen ausgelegt, aber mit 12.700 vollkommen überbelegt. Das Lager befindet sich unter Quarantäne, was bedeutet, dass es de facto in ein Internierungslager umgewandelt wurde.

Masseninternierungslager als Folge des EU-Türkei-Deals

Moria ist einer der berüchtigten „Hotspots“ an der EU-Außengrenze. Hier werden Schutzsuchende, die über die Türkei nach Europa geflohen sind, festgehalten, um ihre Rückschiebung in die Türkei zu prüfen. Da die EU-Staaten, vor allem auch Deutschland, zu keiner ernstzunehmenden Übernahme von Schutzsuchenden bereit sind, sitzen die Menschen oft jahrelang in Moria oder anderen Hotspots fest. Ihre Lage wird immer verzweifelter. Dennoch plant die Bundesregierung in ihrer EU-Ratspräsidentschaft Asylprüfungen an den EU-Außengrenzen einzuführen. Das würde eine Ausweitung dieser Lager auf die gesamte EU-Peripherie bedeuten.