Mit weißen Tüchern zum 1. Mai in Istanbul

Die HDP ruft zur zentralen Kundgebung am 1. Mai in Istanbul auf.

Der 1. Mai als Tag der Werktätigen wird in Istanbul mit einer Kundgebung auf dem Marktplatz im Stadtteil Bakirköy begangen. Auf dem zentralen Taksim-Platz sind alle Aktivitäten zum 1. Mai verboten worden. Die Demokratische Partei der Völker (HDP) ruft zur Teilnahme an der Kundgebung mit weißen Tüchern auf.

Die von kurdischen Müttern traditionell getragenen weißen Kopftücher sind ein Symbol für den Frieden. In den letzten Wochen haben in der Türkei und Nordkurdistan nahezu täglich Polizeiangriffe auf Mütter von Gefangenen im Hungerstreik stattgefunden. Die Bilder der zumeist älteren Frauen mit weißen Kopftüchern, die von Sicherheitskräften mit Knüppeln durch die Straßen getrieben oder über den Boden geschleift wurden, haben große Empörung ausgelöst.

Gegenüber ANF hat sich Cengiz Çiçek als Ko-Vorsitzender des Istanbuler HDP-Verbands zum 1. Mai geäußert. „Das weiße Kopftuch ist ein Symbol, mit dem der Weg zu Frieden und Geschwisterlichkeit in diesem Land geebnet werden soll. Die Mütter, die vor dem Gefängnis in Gebze von der Polizei misshandelt und erniedrigt werden, verfolgen nur das Ziel, dass ihre Kinder nicht sterben. Wenn ihre Kinder nicht sterben, werden auch die Kinder der anderen Völker nicht sterben. Wenn ihre Kinder nicht sterben, wird niemand mehr den Tod von Soldaten zum Ausbau der eigenen Macht benutzen können. Es werden keine weiteren Lynchversuche stattfinden. Das weiße Kopftuch ist sozusagen das Gegengift für alle Schlechtigkeit. Am 1. Mai müssen wir dieses Gegengift herstellen“, erklärte Çiçek.

Die Istanbuler HDP will am 1. Mai den Kampf der Werktätigen mit dem Kampf aller Unterdrückten verbinden. Der Provinzverbandsvorsitzende Çiçek sagte, dass der Kampf der kurdischen Volkes für Demokratie und Freiheit gerechtfertigte Forderungen an das System stelle. Der erste Name, der mit dem kurdischen Befreiungskampf assoziiert werde, sei Abdullah Öcalan. Öcalan sei der demokratischste Akteur für eine Lösung der kurdischen Frage und werde vollkommen von der Außenwelt abgeschottet: „Wir müssen aufzeigen, dass die Totalisolation Öcalans gleichbedeutend mit dem Umgang mit dem kurdischen Volk ist“, so Cengiz Çiçek:

„Solange kein fairer und demokratischer Umgang mit der kurdischen Frage herrscht, ist ein Standbein der Demokratisierung gelähmt. Diese Lähmung nützt bloß den Herrschenden. Wenn wir mit weißen Tüchern zum 1. Mai in Istanbul gehen, fordern wir damit Frieden, Gleichheit und Gerechtigkeit. Das weiße Tuch steht für uns für den Kampf um Befreiung“, sagte Çiçek in seinem Aufruf zum 1. Mai.