Lyon: Veranstaltung zu Massakern von Cizîr

In Lyon fand eine Veranstaltung zu den Kriegsverbrechen des türkischen Staates während der Ausgangssperre in der nordkurdischen Stadt Cizîr statt.

Unter großem Interesse wurde auf einer Konferenz in Lyon über die Massaker und Kriegsverbrechen zwischen dem 14. Dezember 2015 und dem 2. März 2016 in der nordkurdischen Stadt Cizîr (Cizre) informiert. Die Veranstaltung wurde von der Organisation „Amitié Kurde“ organisiert. An der Konferenz nahm neben Akademiker*innen und Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher Organisationen auch der ehemalige HDP-Abgeordnete und Augenzeuge Faysal Sarıyıldız teil.

Künstler*innen und Journalist*innen bei lebendigem Leib verbrannt

„Ich wurde Zeuge der Kriegsverbrechen in Cizîr”, berichtete Sarıyıldız. „Cizîr wurde von Hunderten Panzern umstellt und die Stadt wurde bombardiert. Als Mehmet Tunç [aus den Todeskellern von Cizîr] das Europaparlament kontaktierte, wurde behauptetet: ‚Der Staat schickt Krankenwagen, aber sie werden nicht durchgelassen.‘ Aber in Wirklichkeit waren das keine Krankenwagen, sie brachten den Panzern neuen Treibstoff. Sie waren nicht da, um die Verwundeten zu retten. Unter den Menschen im Keller waren Journalist*innen und Künstler*innen, die auf Rettung warteten. Aber Erdoğan bezeichnete sie als ‚Terroristen‘ und legitimierte so das Massaker an ihnen. Als wir Tage später in die Keller gingen, fanden wir ihre verbrannten Leichen. Es war unter anderem der Journalist Rohat Aktaş, der uns Bilder geschickt hatte. Er wurde vom Staat verbrannt. Der Staat wollte die Trümmer möglichst schnell wegräumen, um sein Verbrechen zu verbergen, und warf alles ans Ufer des Tigris. In diesen Trümmern befanden sich Leichenteile.

Niemand war bereit, Erdoğan vor Gericht zu bringen

Es handelte sich um eines der schwersten Kriegsverbrechen des 21. Jahrhunderts. Wir haben mit allen Dokumenten sämtliche europäischen Institutionen aufgesucht, aber es gab niemanden, der den Despoten Erdoğan vor Gericht bringen wollte. Europa verhält sich vollkommen unethisch. Aber die demokratischen Gesellschaften überall auf der Welt haben sich um die Kurd*innen zusammengeschlossen. Das macht uns glücklich und stärkt unseren Kampf.“

Von Dezember 2015 bis März 2016 herrschte in Cizîr eine 79-tägige Ausgangssperre. Während dieser Zeit wurden Hunderte Menschen von Polizei und Militär umgebracht. Der 7. Februar 2016 markiert eine der grausamsten Episoden dieser Angriffe. Türkische Sicherheitskräfte leiteten Benzin in einen Keller, in dem Dutzende Personen eingesperrt waren, und verbrannten sie bei lebendigem Leib.