Bei der Razzia der britischen Antiterrorpolizei am Mittwoch im kurdischen Gemeindezentrum (KCC) und Privatwohnungen in London sind sieben Personen festgenommen worden. Zunächst war nur die Festnahme von vier Personen bekannt. Bei den Festgenommenen handelt es sich um Türkan Budak, Ko-Vorsitzende des Kurdischen Volksrats Großbritanniens, den kurdischen Politiker und Autor Ali Poyraz sowie die Aktivist:innen Ercan Akbal, Agit K., Berfin K., Mazlum S. und Doğan K., denen Verbindungen zur Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vorgeworfen werden.

Festnahmen ohne konkrete Anschuldigungen

Wie Rechtsanwalt Ali Has mitteilte, erfolgte die Razzia im Rahmen der britischen Antiterrorgesetzgebung, die auch Durchsuchungen ohne richterlichen Beschluss erlaube. Die Aktivist:innen wurden nach Angaben des Anwalts im Verhör gefragt, ob sie Mitglieder oder lediglich Sympathisant:innen der PKK seien. Es gebe keine konkreten Anschuldigungen gegen sie. Die Operation sei medial vorbereitet worden, die Polizei habe Handzettel verteilt und zeitgleich zu den Durchsuchungen um drei Uhr nachts eine Presseerklärung herausgegeben. Die jungen Aktivisten Doğan K. und Mazlum S. seien zudem zu laufenden Strafverfahren gegen sie in der Türkei befragt worden. Rechtsanwalt Has sagte, die britische Polizei verhalte sich wie die türkische Staatsanwaltschaft.

Die Durchsuchung des Kurdish Community Center im Stadtteil Haringey dauerte den ganzen Tag an. Maskierte Beamte der Antiterrorpolizei transportierten technische Geräte, Fahnen und das gesamte Archiv des Gemeindezentrums ab. Viele Menschen protestierten gegen die Razzia und versuchten, die Absperrung der Straße mit Polizeigittern zu verhindern. Die Polizei griff die Menschenmenge an, zwei Kurdinnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Die zuvor angekündigte Feier der PKK-Gründung vor 46 Jahren fand vor dem KCC statt. Es wurden Zelte aufgebaut und Reden gehalten, die Menschen sangen Lieder und tanzten auf der Straße. Aus Protest gegen die Repression traten sechs Personen in einen Hungerstreik. Die Aktivistin Sara Devrim sagte, der Hungerstreik werde bis zur Freilassung der Festgenommenen und dem Ende der Polizeibelagerung des Gemeindezentrums fortgesetzt. Für heute um 17 Uhr ist eine Demonstration kurdischer, alevitischer, revolutionärer und sozialistischer Organisationen zum Kurdish Community Center angekündigt.

Operationen in England, Deutschland und der Türkei

Das KCC ist bereits vor einem Jahr im Vorfeld einer geplanten Kulturveranstaltung zum Gründungsjubiläum der PKK durchsucht worden. Die diesjährige Razzia steht in zeitlichem Zusammenhang mit der Verhaftung von vier kurdischen Aktivisten in Deutschland und den Massenfestnahmen in der Türkei.