Letztes Geleit für Ibrahim Gökçek
Der an den Folgen eines monatelangen Hungerstreiks verstorbene Musiker der Band Grup Yorum, Ibrahim Gökçek, ist in seiner Geburtsstadt Kayseri unter Polizeiblockade beerdigt worden.
Der an den Folgen eines monatelangen Hungerstreiks verstorbene Musiker der Band Grup Yorum, Ibrahim Gökçek, ist in seiner Geburtsstadt Kayseri unter Polizeiblockade beerdigt worden.
Der Musiker Ibrahim Gökçek ist in seiner Heimatstadt Kayseri beigesetzt worden. Die Beerdigung fand unter einer Polizeiblockade statt. Gökçek, der seit 2005 Bassist der sozialistischen Band Grup Yorum war, verstarb am Donnerstag im Alter von 39 Jahren an den Folgen eines monatelangen Hungerstreiks. Der Musiker hatte 323 Tage lang die Nahrungsaufnahme verweigert, um gegen die staatliche Repression gegen seine Gruppe zu protestieren. Mit dem Hungerstreik forderte Gökçek die Freilassung inhaftierter Bandkolleg*innen, denen die Unterstützung der verbotenen Revolutionären Volksbefreiungspartei-/Front DHKP-C vorgeworfen wird – darunter auch seine seit vier Jahren in Untersuchungshaft sitzende Ehefrau Sultan Gökçek – sowie die Aufhebung des seit fünf Jahren geltenden Auftrittsverbots für die Gruppe, die Beendigung willkürlicher Prozesse und die Annullierung von Fahndungslisten, auf denen weitere Bandmitglieder stehen. Am Dienstag hatte Gökçek seinen Hungerstreik für beendet erklärt, nachdem Grup Yorum mitteilte, dass das Ziel der Aktion erreicht worden sei und Abgeordnete sowie Kunstschaffende versprachen, als Garanten für seine Forderungen einzutreten. Zwei Tage später verstarb er in einem Istanbuler Krankenhaus.
Am Freitag wurde die Leiche Gökçeks von türkischen Sicherheitskräften aus dem alevitischen Cemhaus im Istanbuler Stadtteil Gazi verschleppt und im Polizeikonvoi nach Kayseri gebracht worden. Die von umfangreicher Repression überschattete Beisetzung fand nur im engsten Kreis statt. Der gesamte Friedhof war zuvor polizeilich abgeschottet worden, innerhalb und außerhalb des Geländes standen zahlreiche Panzerfahrzeuge und Sondereinsatzkommandos bereit. Sultan Gökçek hatte eine Sondergenehmigung erhalten, um an der Beerdigung teilzunehmen. Die Militärpolizei brachte sie in Handschellen zum Friedhof, entfernte diese für einen kurzen Augenblick, damit sie ihren Mann verabschieden und seinem Grab Blumen beilegen konnte. Vor und nach dem Trauergebet riefen die wenigen Anwesenden immer wieder: „Ibrahim Gökçek ist unsterblich“.
Sultan und Ibrahim Gökçek, Datum der Aufnahme unbekannt
Übergriff bei Beerdigung
Ein Trauergast, der während der Beerdigung versuchte, ein Transparent auszupacken, wurde auf dem Friedhof von Polizisten geschlagen. Freund*innen von Gökçek wurde untersagt, Ansprachen zu halten. Auch wurde verboten, ein Lied für den Musiker anzustimmen.