Lesbos: Afghanische Geflüchtete protestieren gegen Taliban

Auf der griechischen Insel Lesbos versammelten sich am späten Montagabend etwa 500 Schutzsuchende und einheimische Aktivist:innen zum Protest gegen die Machtübernahme der Taliban in Kabul.

Viele Schutzsuchende sitzen weiter auf der Ägäisinsel Lesbos fest. Unter ihnen befindet sich auch eine große Zahl von Afghan:innen. Gemeinsam mit griechischen Aktivist:innen versammelten sich etwa 500 Personen auf der Insel zum Protest gegen die Machtübernahme durch die Taliban in Kabul.

Sie erlaubten uns nicht einmal zu atmen“

Viele hielten Spruchbänder und Schilder hoch. auf denen sie Haltung des Westens und die Taliban verurteilten. Auf einem Schild hieß es: „Sie erlaubten uns nicht einmal zu atmen, sie krempelten unser wunderbares Mutterland um, die Welt schweigt, während wir von Blut bedeckt sind, wir verdienen es nicht so Leben zu müssen. Tod den Taliban.“

Meine Freundinnen in Afghanistan sind in Panik“

Gegenüber Reuters erklärt die afghanische Schutzsuchende Elena: „Das ganze afghanische Volk weint. Ich erwarte von der Welt, dass sie Afghanistan unterstützt und das afghanische Volk nicht allein lässt." Sie ist insbesondere um das Schicksal der Frauen besorgt: „Frauen dürfen nicht mehr ausgebildet werden. Frauen dürfen nicht aus ihrem Haus gehen, sie müssen zu Haus bleiben, weil sie sich nicht sicher fühlen. Meine Freundinnen in Afghanistan sind in Panik, sie wissen nicht, was sie tun können“

Menschen fliehen um ihr Leben – EU macht Grenzen dicht

Währenddessen bereitet sich Griechenland auf eine Verschärfung der Abschottung vor. Schutzsuchende aus Afghanistan sollen daran gehindert werden, die EU zu betreten. Der griechische Minister für Migration und Asyl, Notis Mitarakis, hat am Dienstag erklärt, dass Griechenland keine Schutzsuchenden aus Afghanistan über seine Grenzen in die EU einreisen lassen werde: „Wir wollen nicht, dass unser Land das Tor zur EU für Menschen wird, die nach Europa wollen“, sagte Mitarakis gegenüber dem staatlichen Fernsehsender ERT, zitiert von dpa. Er sagte am Montag vor Reportern, dass Griechenland die Türkei vor zwei Monaten als sicheres Drittland für Asylbewerber, unter anderem aus Afghanistan, eingestuft habe. Die Türkei ist jedoch alles andere als das, wie die Hetzjagden auf Schutzsuchende in Ankara vor wenigen Tagen gezeigt haben. Darüber hinaus haben Schutzsuchende aus Afghanistan kein Recht auf Asyl in der Türkei. Auch unter diesem Gesichtspunkt kann die Türkei nicht als „sicherer Drittstaat“ klassifiziert werden. Das Erdoğan-Regime sucht enge Verbindungen zu den Taliban und so sind Abschiebungen aus der Türkei an die Taliban nicht unwahrscheinlich.