Leichnam von Yasin Bulut nach Qendîl verabschiedet

Der Leichnam des am Freitagmorgen in Silêmanî getöteten kurdischen Politikers Yasin Bulut ist nach Qendîl verabschiedet worden. Dort wird er auf dem Gefallenenfriedhof beerdigt.

Unter großer Anteilnahme ist der Leichnam von Yasin Bulut nach Qendîl verabschiedet worden. Die Beisetzung des Politikers soll auf dem dortigen Gefallenenfriedhof stattfinden, teilte das PKK-Komitee „Solidarität mit den Familien von Gefallenen“ mit. Bulut, der seit 15 Jahren Mitglied des Gremiums war, wurde am Freitagfrüh in der südkurdischen Metropole Silêmanî erschossen. Der 64-Jährige befand sich auf dem Weg in ein Krankenhaus, als er von einem bislang Unbekannten mit vier Schüssen niedergestreckt wurde. Die kurdische Bewegung geht von einem gezielten Attentat des türkischen Geheimdienstes MIT aus.

Bevor der Sarg von Yasin Bulut in einem langen Konvoi auf den Weg ins Qendîl-Gebirge gebracht wurde, ist in einer Mosche im Bezirk Serçinar eine islamische Totenwaschung durchgeführt worden. Nach Bekanntwerden des Mordes an dem 64-Jährigen waren umgehend Menschen aus Hewlêr, Kelar, Ranya, Helebce und anderen Städten aufgebrochen, um Bulut die letzte Ehre zu erweisen. Viele kamen direkt zur Moschee, andere warteten vor dem rechtsmedizinischen Institut auf die Freigabe des Leichnams und begleiteten den in eine PKK-Fahne gewickelten Sarg in einer Prozession nach Serçinar. Immer wieder wurde „Gefallene sind unsterblich“ und „Nieder mit dem Verrat“ gerufen.

Ein Konvoi begleitet den Sarg nach Qendîl

Wer war Yasin Bulut?

Yasin Bulut, der auch als Şükrü Serhat bekannt war, wurde 1957 in der nordkurdischen Provinz Qers (tr. Kars) geboren. 1978 schloss er sich der frisch gegründeten PKK an. Nach dem Militärputsch vom 12. September 1980 wurde er verhaftet. Seine Gefängnisjahre verbrachte er mit zahlreichen weiteren PKK-Kadern im berüchtigten Kerker von Diyarbakir, der „Hölle von Amed“. Nachdem er 1991 entlassen wurde, ging er in die Berge.

PKK: Beginn einer Serie von politischen Morden

Das Außenbeziehungskomitee der PKK hat den tödlichen Anschlag auf Yasin Bulut scharf verurteilt und als „brutales Massaker“ bezeichnet. „Unser Freund Yasin Bulut wurde auf niederträchtige Weise von hinten ermordet. Dieser Anschlag richtet sich nicht nur gegen uns, sondern gegen die gesamte Bevölkerung des Südens und Stabilität in Silêmanî“, heißt es in einer Stellungnahme.

Dass sich dieser Mord nur einen Tag nach dem Tötungsversuch an dem Flüchtling Ferhat Barış Kondu ereignete, deute auf eine „Serie von politischen Morden“ hin, die von der „faschistischen Erdoğan-Regierung“ und dem türkischen Geheimdienst MIT eingeleitet worden sei. Von der Regionalregierung in Hewlêr und den Sicherheitsbehörden in Silêmanî fordert das Außenbeziehungskomitee der PKK eine umgehende Stellungnahme und sicherheitsrelevante Maßnahmen. Durch die dem MIT in Südkurdistan eingeräumte Bewegungsfreiheit herrsche in der Region ein „immerwährender Staatsterror“, hält das Gremium fest.

„Auch in allen anderen Teilen Kurdistans kommt es zu Massakern des türkischen Staates an unserem Volk. Diese Tatsache macht es für alle Kurdinnen und Kurden unabdingbar, eine gemeinsame Haltung einzunehmen und zu handeln. Die Täter müssen umgehend gefasst und ihre Identität preisgegeben werden. Geschieht dies nicht, werden die Mörder ermutigt, weitere Massaker zu begehen.“