Kurdischer Politiker Ahmet Türk spricht im schwedischen Parlament

Der abgesetzte Oberbürgermeister von Mêrdîn, Ahmet Türk, hat über eine Videoliveschaltung auf einer Konferenz im schwedischen Parlament gesprochen.

Im schwedischen Parlament hat eine Versammlung der fraktionsübergreifenden Kurdistan-Solidaritätsgruppe stattgefunden. Als Redner war der kurdische Politiker Ahmet Türk eingeladen. Der am 19. August vom türkischen Innenministerium abgesetzte Oberbürgermeister der Provinzhauptstadt Mêrdîn (Mardin) nahm per Videoliveschaltung an der Konferenz teil.

Die schwedischen Abgeordneten stellten dem kurdischen Politiker im Verlauf der einstündigen Versammlung eine Reihe von Fragen zur aktuellen politischen Situation, dem Stand der internationalen Solidarität und dem „Terrorismus-Stempel“, der der kurdischen Opposition aufgedrückt wird.

Ahmet Türk erklärte unter anderem: „In der Türkei wird nicht nur die PKK des Terrorismus beschuldigt. Alle Kurdinnen und Kurden, die Rechte und Freiheiten einfordern und dafür kämpfen, werden als Terroristen betrachtet. Abdullah Öcalan ist ein wichtiger Friedensakteur und spielt eine Rolle in dieser Frage. Er wird jedoch isoliert und kann dieser Rolle deshalb nicht nachkommen. Im Kampf der Kurden geht es nicht nur um die Rettung ihrer Städte, sondern um eine Demokratisierung im gesamten Mittleren Osten. Der Angriff auf uns wirkt sich auch auf Europa aus, wie in der Flüchtlingsfrage zu sehen ist.“

Wer ist Ahmet Türk?

Ahmet Türk wurde 1942 in Dêrik (Provinz Mêrdîn/Mardin) geboren. 1973 zog er das erste Mal als Abgeordneter in das türkische Parlament ein. Sein Studium an der Wirtschaftshochschule in Ankara brach er im letzten Semester ab. Nach dem Militärputsch von 1980 wurde er verhaftet und verbrachte 22 Monate im berüchtigten Gefängnis von Amed (Diyarbakır).

1991 gelangte Türk mit der HEP in einem Wahlbündnis mit der SHP ins Parlament. 1994 wurde er mit anderen kurdischen Abgeordneten wie Leyla Zana, Hatip Dicle oder Orhan Doğan verhaftet und war erneut 22 Monate im Gefängnis. In den folgenden Jahren bekleidete Türk wichtige Positionen in der HADEP, DEHAP und DTK. 2007 und 2011 wurde er erneut als Abgeordneter ins Parlament gewählt. Bei den Kommunalwahlen 2014 wurde er Oberbürgermeister von Mêrdîn, im November 2016 abgesetzt und verhaftet.

Zuletzt wurde Ahmet Türk am 31. März 2019 zum Oberbürgermeister von Mêrdîn gewählt. Am 19. August wurde er vom türkischen Innenministerium des Amtes enthoben und durch einen Zwangsverwalter ersetzt.

Murat Karayilan vom Exekutivkomitee der PKK hatte Mitte September erklärt:

„Ahmet Türk, einer der abgesetzten Bürgermeister, ist seit 50 Jahren aktiv in der Politik und bekannt für seinen unermüdlichen Einsatz für Demokratie und Frieden. Seit Jahren spricht er sich für einen dauerhaften Frieden aus und fördert die Einheit des kurdischen und türkischen Volkes. Wenn der türkische Staat noch nicht einmal die Existenz von Ahmet Türk anerkennt, wird er niemanden akzeptieren. Dass jemand wie Ahmet Türk seines Amtes enthoben und der Möglichkeit beraubt wird, sich politisch zu betätigen, sollte jedem Kurden zu denken geben.“