Uğur Şakar hat sich am Mittwoch in Krefeld vor einem Gerichtsgebäude selbst verbrannt. Er befindet sich mit schweren Verbrennungen immer noch in kritischem Zustand. Vor der Fachklinik Duisburg, in der der 43-jährige Kurde behandelt wird, versammelten sich heute wieder dutzende Menschen und riefen dazu auf, das Schweigen zur Situation des kurdischen Volkes zu durchbrechen.
An der Kundgebung nahmen neben der kurdischen Exilpolitikerin Besime Konca und Ayten Kaplan als Ko-Vorsitzenden des kurdischen Dachverbands NAV-DEM Vertreter von AGIF und ATIK sowie zahlreiche Menschen aus der Region teil.
Şakar hat einen Brief hinterlassen, in dem er seine Selbstverbrennung als Protest gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan erklärte. In seinem Brief wendet er sich insbesondere gegen die passive Haltung des Antifolterkomitees des Europarats zu den seit Monaten andauernden kurdischen Hungerstreiks und verurteilt die politische Repression der Bundesregierung und die Polizeigewalt gegen die Kurden in Deutschland.
Bundesregierung ist für die Selbstverbrennung mitverantwortlich
Die ehemalige HDP-Abgeordnete Besime Konca erklärte vor dem Krankenhaus, dass sie Selbstverbrennung als Aktionsform nicht gutheiße. Auch Abdullah Öcalan habe sich seinerzeit dagegen ausgesprochen. Die Forderung Şakars sei allerdings die gleiche wie die der Hungerstreikenden. Konca kritisierte das Schweigen der europäischen Institutionen zur Situation des kurdischen Volkes und die dauerhafte Kriminalisierung von Kurdinnen und Kurden in Deutschland. Die Selbstverbrennung sei eine Reaktion darauf. „Uğur Şakar hat mit seiner Selbstverbrennung gezeigt, dass auch die Bundesregierung Verantwortung dafür trägt“, so die HDP-Politikerin, die aufgrund von politischer Verfolgung in der Türkei im europäischen Exil lebt.
Auch Ayten Kaplan (NAV-DEM) erklärte, die Aktion Şakars sei eine Reaktion auf das Schweigen der europäischen Staaten zum Hungerstreik: „In Deutschland werden alle unsere Tätigkeiten angegriffen. Unsere Aktivitäten, unsere Farben und sogar unsere kurdischen Bücher werden verboten. Wir lehnen diese Aktionsform ab, aber Uğur Şakar hat offenbar keine Alternative mehr gesehen.“