Im Pariser Vorort Drancy ist am Sonnabend der Startschuss für eine zweitägige Demonstration der kurdischen Jugendbewegung in Frankreich gefallen. Die von der Revolutionären Jugendbewegung TCŞ und der autonomen Frauenbewegung TekoJIN organisierte Aktion findet anlässlich der Kampagne „Kommt zur Freiheitsoffensive – Werin Cenga Azadiyê“ statt und steht unter dem Motto „Gegen Besatzung und Verrat”. Gefordert wird die Beendigung des Folter- und Isolationssystems auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali und die Freiheit von Abdullah Öcalan.
Seit inzwischen mehr als 23 Jahren ist Öcalan, Vordenker der kurdischen Befreiungsbewegung und ihr politischer Repräsentant, auf Imrali in Haft – die meiste Zeit davon in Totalisolation. Und genauso lange demonstrieren Kurdinnen und Kurden sowie Angehörige anderer unterdrückter Nationen, die seine Ideen als Lösungsvorschläge für ihre Probleme begreifen, für seine Freilassung.
„Der türkische Staat aber will Öcalan nicht freilassen, weil er keine politische Lösung will. Er fürchtet sich vor der Dynamik, die eine Freilassung des kurdischen Vordenkers und die Möglichkeit einer politischen Lösung entfachen würde“, sagte der Aktivist Serhad Ronî bei der Auftaktkundgebung. Die Isolation müsse aber auch als ein Grund für den Krieg in Kurdistan betrachtet werden. „Denn immer, wenn die Isolationsbedingungen gegen Öcalan verschärft werden, verschärft sich der Krieg gegen die kurdische Bewegung und unser Volk. Deswegen fordern wir eine Korrektur seiner Bedingungen. Diese kann nur erreicht werden, wenn wir als Jugend den Widerstand für Öcalans Freiheit global ausweiten.“
Jugendbewegungen müssten gemeinsam gegen Besatzung, Verrat, Ausbeutung und Kapitalismus kämpfen, da sie Motor für große Veränderungen seien, fuhr Ronî fort. Dies sei die „einzig richtige Antwort“ auf Vernichtungsangriffe der Hegemonialmächte in Kurdistan und überall sonst, wo Völker unterdrückt würden. Mit Blick auf die kurdische Jugend sprach der Aktivist von einer „Pflicht“ der Guerilla gegenüber, die als einzige einen bewaffneten Widerstand gegen die Entvölkerung Kurdistans und einen Genozid durch den türkischen Staat leiste.
An der Demonstration beteiligen sich mehrere hundert Aktive der kurdischen Jugendbewegung, aber auch internationalistischer Gruppen und Initiativen. Die heutige Etappe startete am Bahnhof von Drancy und führt durch die Stadt bis zur Rue de Stalingrad. Am Sonntag wollen die Jugendlichen durch Paris marschieren. Los geht es beim Kulturzentrum Ahmet Kaya, das Endziel wird die Metro-Station Nationale sein.