KNK ruft zur Solidarität mit Rojava auf!

Der Kurdistan Nationalkongress (KNK) ruft alle Menschen auf, sich solidarisch zu zeigen und praktische Schritte gegen den drohenden Krieg der Türkei gegen Rojava zu unternehmen.

Mit einem dringenden Aufruf betont der Kurdistan Nationalkongress (KNK) die Notwendigkeit der Solidarität, um die drohende Militärinvasion der Türkei gegen Rojava/Nordsyrien aufzuhalten. Der KNK erinnert daran, dass bereits am Anfang des Jahres türkische Truppen gemeinsam mit islamistischen Gruppen den Kanton Efrîn im Norden Syriens besetzt und Terror und Vertreibung über das Land gebracht haben. Nun werden die Kriegsdrohungen und die Vorbereitungen für den Einmarsch östlich des Euphrats immer konkreter. Mit einem Beginn des Krieges ist jederzeit zu rechnen. Der KNK ruft zur Solidarität und zu praktischen Schritten gegen den drohenden Krieg der Türkei gegen Nordsyrien/Rojava auf.

In der Erklärung heißt es weiter:

„Die türkischen Kriegsdrohungen und die entsprechenden Vorbereitungen für einen Einmarsch in Rojava (Nordsyrien) werden mit jedem Tag konkreter. Bereits im Januar diesen Jahres hatte die Türkei gemeinsam mit islamistischen Gruppen einen Angriffskrieg gegen den nordsyrischen Kanton Afrin begonnen und diesen letztendlich besetzt. Der Krieg führte zum Tod hunderter Zivilisten, Tausende wurden verletzt, die Region zerstört und geplündert. Hunderttausende Menschen wurden in die Flucht getrieben, wodurch sich die demographische Zusammensetzung der Bevölkerung Afrins empfindlich veränderte. Vertreibung und Zerstörung waren das Ziel der türkischen Invasion.

Nun droht die Türkei mit einem erneuten Einmarsch in Nordsyrien. Dieses Mal sollen die Gebiete östlich des Flusses Euphrats als Angriffsziel herhalten. In diesen Gebieten leben ca. drei Millionen Menschen. Hunderte von Städten und tausende Dörfer wären von einer türkischen Invasion direkt betroffen. Ein türkischer Angriff würde zwangsläufig zu einer riesigen humanitären Katastrophe führen.

Es ist weltweit bekannt, dass die politischen und militärischen Strukturen in Nordsyrien, so z.B. die YPG und YPJ, in den letzten Jahren den größten Einsatz bei der Bekämpfung des Islamischen Staates (IS) gezeigt haben. Menschen auf der ganzen Welt wurden Zeugen der Verteidigung Kobanes gegen den IS. Genau die Kräfte, die seither den IS aus weiten Teilen Nordsyriens vertreiben konnten, sollen heute zu Angriffszielen der Türkei werden. Auch Kobane, das Symbol des erfolgreichen Kampfes gegen den IS, droht zu einem Hauptangriffsziel der Türkei zu werden. All das, während der Krieg gegen den IS noch andauert und Kräfte wie die YPG und YPJ an vorderster Front kämpfen.

Militärische Kräfte der Internationalen Koalition gegen den IS, u.a. aus den USA, Großbritannien und Frankreich, sind in Nordsyrien stationiert und beteiligen sich aktiv am Kampf gegen den IS. Allein in der vergangenen Woche führten sie in Syrien über 200 Luftangriffe gegen den IS durch. Die Internationale Koalition hatte den Menschen und der politischen Selbstverwaltungsstrukturen in Nordsyrien Rückendeckung versprochen. Nun aber erklärten die USA, ihre Truppen aufgrund der Angriffsdrohungen der Türkei umgehend aus Syrien abzuziehen. Sollte es wirklich zu einem Abzug kommen, würde die Bevölkerung Nordsyriens einem Massaker ausgeliefert werden. Eine unbeschreibliche humanitäre Katastrophe wäre die Folge.

Wir richten uns daher mit einem Aufruf an alle Menschen und an die internationalen Mächte:

  1. Die militärischen Kräfte der Internationalen Koalition dürfen Nord- und Ostsyrien nicht verlassen.

  2. Der UN-Sicherheitsrat muss umgehend zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen kommen, um die Region vor der türkischen Aggression zu schützen und eine Flugverbotszone auszurufen.

  3. Die USA müssen ihre Abzugsentscheidung rückgängig machen.

  4. Die europäischen Länder, insbesondere Frankreich, Deutschland und Großbritannien, müssen sich dem Thema umgehend annehmen. Sie dürfen angesichts der drohenden Massaker an Kurden, Arabern, Assyrern und Armeniern nicht schweigen.

  5. Russland darf nicht, wie zuvor während der Angriffe auf Afrin, als schweigender Beobachter den türkischen Angriffen den Weg ebnen. Stattdessen muss das Land seinen Einfluss geltend machen und sich gegen die zerstörerische Kriegspolitik der Türkei wenden.

  6. Menschenrechtsaktivisten, Mitglieder der Friedensbewegung und alle anderen zivilgesellschaftlichen Akteure dürfen zu den drohenden Massakern nicht schweigen. Sie müssen die Forderungen der Millionen Kurden, Araber, Assyrer, Armenier, Aleviten, Muslime, Eziden und Christen in Nordsyrien ernst nehmen und ihre Solidarität mit all diesen Menschen umgehend praktisch werden lassen. Es geht um die Verteidigung des Friedens in der Region und auf der gesamten Welt.

Die Menschen in Kurdistan werden sich gegen jegliche Angriffe zur Wehr setzen. Wir rufen alle Menschen auf, sich mit uns solidarisch zu zeigen und praktische Schritte gegen den drohenden Krieg zu unternehmen!“