Die Ko-Vorsitzenden des Exekutivrats der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) haben eine Erklärung zu den rassistischen Angriffen auf Kurdinnen und Kurden in der Türkei abgegeben:
„In der Türkei finden rassistische Angriffe auf Kurdinnen und Kurden statt, die für die Arbeit oder das Studium in verschiedene Orte des Landes gehen. Bei den meisten Fällen handelt es sich um Lynchmorde, oftmals kommt es zu Tötungen mit Messern oder Schusswaffen. Vor einigen Monaten ist ein junger Kurde in Ankara getötet worden, weil er kurdische Musik hörte. Vor kurzer Zeit sind Saisonarbeiter*innen, darunter Frauen und Minderjährige, in Sakarya angegriffen worden. Zuletzt ist ein junger Kurde in Afyon von rassistischen Angreifern ermordet worden. Solche Angriffe auf Kurden sind in der Türkei zum Normalzustand geworden. Die Todesfälle, die an vielen Orten auf der Welt ernsthafte Konsequenzen hätten, werden im türkischen Staat zunehmend als normal betrachtet. Die Täter werden in den meisten Fällen nicht bestraft.
Nach dem Mord an dem jungen Mann in Ankara, der kurdische Musik gehört hat, ist seine Familie unter Druck gesetzt worden, damit sie eine anderslautende Aussage macht. Die antikurdische Politik der AKP/MHP-Regierung stellt die Basis für derartige Angriffe dar und stachelt dazu an. Durch die Auswirkungen des staatlich geförderten Chauvinismus werden alle Kurden in den Augen von Türken zu potentiell Schuldigen gemacht. Die meisten Kurden werden als Terroristen betrachtet. Da die Regierung die HDP tagtäglich als Terrororganisation darstellt, ist es normal geworden, dass ganz normale türkische Individuen die Kurden als Feind ansehen. Solange der kurdische Kampf für Freiheit und Demokratie als Separatismus und Terrorismus abgestempelt wird, wird es weiter zu Lynchmorden und Tötungsversuchen kommen.
Das faschistische AKP/MHP-Regime bereitet die Grundlage für diese Angriffe und stachelt dazu an. Ein großer Teil der als rassistische Angriffe definierten Lynchmorde wird von den Geheimdienstorganisationen geplant und umgesetzt. Damit soll der Willen der Kurdinnen und Kurden gebrochen werden. Die Angriffe sind Teil der gegen die kurdische Gesellschaft gerichteten Politik der Repression, der Kontrolle und des Völkermords. Es handelt sich um bewusste und geplante Morde im Rahmen der Genozid-Politik. Die türkischen Menschen werden über den angestachelten Chauvinismus dazu gebracht, in organisierter Form Kurden anzugreifen. Die Kurden, die ein freies und demokratisches Leben mit ihrer eigenen Identität, Sprache, Kultur und Autonomieverwaltung fordern, sollen auf diese Weise unterdrückt und eingeschüchtert werden. Sie sollen sich der Völkermordpolitik beugen. Bis auf wenige Ausnahmen handelt es sich bei diesen Angriffen um Handlungen, die vom MIT und dem polizeilichen Geheimdienst organisiert werden.
Um sich gegen diese organisierten und geplanten Angriffe wehren zu können, müssen auch die Kurden überall organisiert sein und für ihre Selbstverteidigung sorgen. Das gesamte kurdische Volk muss erkennen, dass die Angriffe geplant sind. Es muss eigene Maßnahmen treffen. Zweifellos ist es eine dauerhafte Maßnahme, der AKP/MHP-Regierung eine Niederlage zu bereiten und eine demokratische Türkei und ein freies Kurdistan zu erschaffen. Dafür muss es eine große Beteiligung an der am 12. September vom KCK-Exekutivrat ausgerufenen Offensive „Faschismus zerschlagen, Demokratie begründen, Gerechtigkeit herstellen“ geben, die vom kurdischen Volk und den Demokratiekräften der Türkei umgesetzt werden wird. Wenn die revolutionär-demokratische Offensive gegen Isolation, Faschismus und Besatzung und für die Freiheit sich stark entwickelt, können diese Lynchmorde mit Sicherheit beendet werden. Ohne den Faschismus zu zerschlagen und eine Demokratisierung in der Türkei einzuleiten, werden die Angriffe nicht aufhören.
In jedem Fall müssen sich die Kurden im Wissen um die organisierte staatliche Angriffspolitik selbst organisieren, um zur Selbstverteidigung in der Lage zu sein. Es muss gezeigt werden, dass die Kurden sich durch diese Angriffe nicht unterdrücken und zu Opferschafen machen lassen. Die Angriffe müssen vom kurdischen Volk ernsthaft hinterfragt und zu einem Anlass für Bildung, Organisierung und Kampf gemacht werden.
Wir sprechen der Familie des in Afyon ermordeten Kurden unser Beileid aus und betonen ein weiteres Mal, dass wir für eine Türkei, in der Kurden nicht gelyncht werden, ein freies Kurdistan und einen demokratischen Mittleren Osten kämpfen. Alle Freundinnen und Freunde des kurdischen Volkes und alle Demokratiekräfte rufen wir dazu auf, sich in Kurdistan und der Türkei mit breiten Aktionsformen an der Offensive „Zeit für die Beendigung von Isolation, Faschismus und Besatzung und für die Entstehung von Freiheit“ zu beteiligen.