Drei Bauarbeiter aus Erdîş (türk. Erciş) in der nordkurdischen Provinz Wan (Van) sind in der westanatolischen Provinz Afyon Opfer eines bewaffneten Angriffs geworden. Der 25 Jahre alte Özkan T. wurde getötet, Fırat T. und Emrah Ö. liegen mit Schussverletzungen in einem staatlichen Krankenhaus. Der Täter konnte offenbar unerkannt fliehen.
Der mutmaßlich rassistisch motivierte Angriff ereignete sich am Sonntagabend um etwa 19.30 Uhr Ortszeit (18.30 Uhr MEZ) im Landkreis Dinar, als sich die drei Opfer auf einer Baustelle aufhielten. Verständigten Angehörige der kurdischen Bauarbeiter, die sich aus Erdîş auf den Weg nach Afyon machten, wird am Ortseingang die Einfahrt verweigert. Wie die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) meldet, hat die Polizei den Zugang mit Barrieren abgesperrt, einige Familienmitglieder seien bereits in Wan an der Abfahrt gehindert worden.
Ob die Polizei eine Täterfahndung nach dem Angriff auf die Bauarbeiter eingeleitet hat, ist unklar. Eine Stellungnahme hat die Behörde bislang nicht abgegeben. Derweil seien die verletzten Fırat T. und Emrah Ö. polizeilich aufgefordert worden, „mit ihrer Leiche“ nach Wan „zu verschwinden“.
Tief sitzende Intoleranz Kurdinnen und Kurden gegenüber
Antikurdischer Rassismus prägt die Türkei seit jeher. Erst kürzlich war in der westtürkischen Provinz Sakarya eine 16-köpfige Gruppe von Saisonkräften aus Şemrex (türk. Mazıdağı) bei Mêrdîn (Mardin) von einem türkischen Landwirt und seinen Verwandten beinahe gelyncht worden. Der Mob bestand sowohl aus zwei Söhnen des Besitzers der Haselnuss-Plantage, auf der die Erntehelfer*innen seit mehr als zwei Wochen gearbeitet hatten, als auch aus weiteren Bewohnern des Ortes. Auf Videoaufnahmen war zu erkennen, wie die Saisonarbeiter*innen von mehreren männlichen Personen attackiert werden, eine 15-Jährige wird sogar geohrfeigt. Zwei dringend Tatverdächtige, die nach dem rassistischen Angriff erst infolge öffentlicher Profeste festgenommen worden waren, befinden sich inzwischen wieder auf freiem Fuß.