Am 29. Januar sind Ömer Bağdur und Cemal Kobanê in Kassel in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Mit ihrer Aktion protestieren die beiden kurdischen Aktivisten gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan, der seit seiner völkerrechtswirdrigen Verschleppung aus Kenia auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali inhaftiert ist. Die länderübergreifende Hungerstreikbewegung war von der HDP-Politikerin Leyla Güven initiiert worden, die seit dem 7. November des vergangenen Jahres im Hungerstreik gegen die Isolation des kurdischen Vordenkers ist. Mittlerweile hat sich die Aktion zu einem Massenprotest verwandelt, an dem sich mehrere tausend politische Gefangene aus PKK- und PAJK-Verfahren und viele weitere Menschen beteiligen.
Die Aktivisten Ömer Bağdur und Cemal Kobanê führen ihre Aktion weiterhin im Demokratischen Gesellschaftszentrum der Kasseler Kurdinnen und Kurden durch. Dort empfingen sie heute Besuch von Cengiz Toy vom Kurdischen roten Halbmond (Heyva Sor a Kurdistanê) und Cemal Şaylemez. Letzterer ist Vater der Jugendaktivistin Leyla Şaylemez, die am 9. Januar 2013 gemeinsam mit den Politikerinnen Sakine Cansız und Fidan Doğan von einem Agenten des türkischen Geheimdienst MIT ermordet wurde.
Die beiden Besucher brachten in einem gemeinsamen Gespräch ihre Solidarität mit den Hungerstreikenden zum Ausdruck und dankten den Aktivisten für ihre Teilnahme an der Aktion.
Der Hungerstreik von Leyla Güven
Abdullah Öcalan, Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung, befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 in der Türkei in Haft. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand vor fast acht Jahren statt. Seit Abbruch der Friedensverhandlungen mit der PKK durch die türkische Regierung im Jahr 2015 wird Öcalan von der Öffentlichkeit abgeschottet.
Leyla Güven fordert mit ihrer Aktion Bedingungen für Öcalan, in denen er als Vorsitzender einer legitimen Bewegung frei leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen.
Nach dem letzten Familienbesuch im September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Hungerstreikenden erklärten anschließend, dass ihre Forderung damit nicht erfüllt sei und die Aktion so lange fortgesetzt wird, bis die Isolation Öcalans vollständig aufgehoben ist.