Istanbul: Polizeiangriff auf Gezi-Gedenken

Die Demonstration anlässlich des 9. Jahrestages des Gezi-Widerstands in Istanbul wurde von der Polizei gestoppt und angegriffen. Viele Teilnehmer:innen wurden gewaltsam festgenommen.

Am Dienstagabend versammelte sich eine große Menschenmenge in Istanbul, um im Gedenken an den 9. Jahrestag des Gezi-Widerstands vom Gebäude der Gewerkschaft TMMOB zum Gezi-Park zu marschieren. Die Polizei stoppte die Demonstrierenden und griff mit Tränengas an. Die Protestierenden wurden schließlich in der Ipek-Straße eingekesselt. Pressevertreter:innen wurden mit Gewalt von der Polizei zurückgedrängt.


Die Demonstrant:innen waren dem Aufruf der Initiative Taksim-Solidarität gefolgt und hatten sich unter dem Motto „Demokratie und Gerechtigkeit sofort. Die Dunkelheit vergeht, aber Gezi bleibt“ versammelt. Sie trugen die Bilder der bei der Niederschlagung der Gezi-Protesten 2013 Getöteten Mehmet Ayvalıtaş, Abdullah Cömert, Ali Ismail Korkmaz, Ethem Sarısülük, Ahmet Atakan, Berkin Elvan, Medeni Yıldırım und Hasan Gerit Gedik und erinnerten an die Gefangenen aus dem Gezi-Widerstand.

Als sich die große Menschenmenge unter der Parole „Überall ist Taksim, überall ist Widerstand“ in Bewegung setzte, schnitt ihr die Polizei den Weg ab und griff mit Pfefferspray und Gasgranaten an. Die Demonstrierenden reagierten auf die Angriffe mit Stein- und Flaschenwürfen.

Die Kundgebung wurde im Polizeikessel fortgesetzt. Dort kam es zu einem weiteren Polizeiangriff. Die Teilnehmenden wurden daran gehindert, die Istiklal Caddesi zu betreten, und rissen die Polizeiabsperrungen nieder, da viele Aktivist:innen von der Polizei im Gebäude der Gewerkschaft festgehalten wurden. Nach dem Abdrängen der Journalist:innen trafen Gefangenentransporter ein. Der HDP-Abgeordnete Musa Piroğlu erklärte zu dem Vorgehen der Polizei: „Man versucht uns mit Polizeigewalt einzuschüchtern, aber es sollte klar sein, dass das Ende dieser Gewalt nahe ist.“

In der Istiklal Caddesi protestierten Aktivist:innen gegen die Festnahmen. Auch sie wurden von der Polizei eingekesselt. Einer Frau, die gegen diese Angriffe protestierte, wurde von einem Polizisten mit dem Schild ins Gesicht geschlagen.