Iran: Inhaftierte Wissenschaftlerinnen im Hungerstreik

Zwei Wissenschaftlerinnen aus Frankreich und Australien, die im Iran wegen Spionagevorwürfen in Haft sitzen, haben aus Protest dagegen an Heiligabend einen Hungerstreik begonnen.

Die französisch-iranische Anthropologin Fariba Adelkhah und die britisch-australische Wissenschaftlerin Kylie Moore-Gilbert, die sich im Iran wegen Spionagevorwürfen in Haft befinden, sind aus Protest dagegen in einen Hungerstreik getreten. In einem Brief teilten die Akademikerinnen mit, psychischer Folter ausgesetzt zu sein. Ihnen würden grundlegende Menschenrechte verweigert. Die renommierte Pariser Universität Sciences-Po, der Adelkhah angehört, hat mittlerweile bestätigt, dass sich beide Frauen seit Heiligabend im Hungerstreik befinden.

Die 60-jährige Fariba Adelkhah gilt als Spezialistin für Sozialanthropologie und politische Anthropologie des postrevolutionären Iran. Ihre frühen Arbeiten beschäftigten sich mit der Stellung der Frau in der Islamischen Revolution. Zuletzt untersuchte sie Bewegungen um schiitische Geistliche in Afghanistan, Iran und Irak. Sie besitzt sowohl die französische als auch die iranische Staatsbürgerschaft und wurde im Juni gemeinsam mit dem Soziologen Roland Marchal von den Revolutionsgarden des Regimes festgenommen. Was Marchal, der Experte für Bürgerkriege in Afrika ist und ebenfalls an der Pariser Hochschule Sciences Po forscht, zum Vorwurf gemacht wird, ist weiterhin unklar.

Ihre Zelle im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis, das bekannt für grausame Folter und unmenschliche Haftbedingungen ist, teilt sich Adelkhah mit Kylie Moore-Gilbert. Die Dozentin der Melbourne Universität, die sich auf Nahost-Politik mit Schwerpunkt auf den Golfstaaten spezialisiert hat, wurde bereits im September 2018 im Iran verhaftet. Ein Revolutionsgericht bezichtigte sie, Teil einer ausländischen Verschwörung zu sein, und verurteilte die Wissenschaftlerin wegen Spionage zu einer zehnjährigen Haftstrafe.