Mehr als siebzig Exil-Intellektuelle aus Südkurdistan haben sich in einem offenen Brief an die US-Regierung für eine Streichung der PKK von der Terrorliste ausgesprochen. Nur auf diese Weise könne der Weg freigemacht werden für eine politische Lösung der kurdischen Frage, denn nach wie vor sei die Kurdenpolitik der Türkei geprägt von Ethnozid. Die Listung der PKK auf der „US-Terrorliste“ legitimiere diese antikurdische Praxis von Ankara, heißt es.
Der Eintrag der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in die sogenannte US-Blacklist ausländischer Organisationen datiert aus dem Jahr 1997. Die Führung auf der Liste erfolgte auf Wunsch der türkischen Regierung, Angriffe auf Ziele der USA oder gegen US-Interessen gab es vonseiten der kurdischen Bewegung nicht, unterstreichen die Unterzeichnenden des offenen Briefs. Seit 2002 wird die PKK auf Forderung Ankaras auch in der vom Rat der Europäischen Union regelmäßig aktualisierten Terrorliste geführt. Die EU-Terrorliste wiederum ist seinerzeit auf Druck Washingtons nach dem Anschlag vom 11. September 2001 beschlossen worden.
Kurden finden in Verfassung keine Erwähnung
„Obwohl schätzungsweise 25 Millionen Kurdinnen und Kurden in der Türkei leben, findet die kurdische Bevölkerung in der türkischen Verfassung keine Erwähnung. Gleichermaßen wird auch anderen Bevölkerungsgruppen und Minderheiten die Existenz aberkannt“, wird in dem Brief betont. Denn laut türkischer Verfassung ist „jedermann ohne Rücksicht auf Unterschiede aufgrund von Sprache, Rasse, Farbe, Geschlecht, politischer Ansicht, Weltanschauung, Religion, Bekenntnis und ähnlichem vor dem Gesetz gleich” und damit „türkischer Bürger”.
Türkei unter Erdogan ein Terrorsponsor
„Unter Recep Tayyip Erdogan hat sich die Türkei unter staatlicher Regie zu einem Terrorsponsor für Gruppen wie dem IS, Ahrar al-Sham, Al-Nusra und anderer Milizen entwickelt. In Libyen setzt Erdogan diese Gruppierungen im Sinne seiner Expansionspolitik ein, in Syrien führt er sie gegen die Kurden ins Feld, die zusammen mit den USA den IS besiegt haben. Dagegen kämpft die PKK für die gottgegebenen Rechte der Kurden, die von der rassistischen Verfassung der Türkei geleugnet werden. Sie setzt sich für ein Ende der türkischen Aggression gegen das kurdische Volk ein.”
PKK setzte seit 1993 wiederholt einseitige Waffenstillstände um
Die Eintragung und andauernde Listung als Terrororganisation berücksichtige zudem nicht, dass die PKK seit 1993 wiederholt einseitige Waffenstillstände erklärt und umgesetzt hat, heißt es weiter. Die Unterzeichnenden erinnern an einen Gastbeitrag von Cemil Bayik, Ko-Vorsitzender der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK), vom 3. Juli 2019 in der Washington Post, in dem es heißt: „Durch die Lösung der kurdischen Frage könnte die Türkei eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Demokratie, Stabilität und Frieden im Mittleren Osten spielen. Der türkische Staat lehnt dies jedoch ab. Andererseits streben wir weiterhin die Demokratisierung des Mittleren Ostens durch die Demokratisierung der Türkei an.” Die Situation heute sei gleich geblieben, Ankara ließe einer Lösung des Konflikts auch weiterhin keine konkreten Schritte folgen. Stattdessen werde der Krieg gegen die kurdische Gesellschaft aufrecht erhalten. Die derzeit „blutige Schärfe” des Konflikts verdeutliche aber die dringende Notwendigkeit einer politischen und vor allem dauerhaften Lösung.
Listung legitimiert Unterdrückung der Kurden
„Im Januar 2020 hat der Kassationshof in Brüssel geurteilt, dass die PKK keine terroristische Organisation ist, sondern eine Partei in einem bewaffneten Konflikt”, heißt es weiter. Ende 2018 hatte bereits der Gerichtshof der Europäischen Union entschieden, dass die kurdische Arbeiterpartei zumindest zwischen 2014 und 2017 zu Unrecht auf der Liste terroristischer Organisationen stand. „Im Hinblick darauf und für einen nachhaltigen Frieden und eine friedliche Koexistenz von Türken, Kurden und den Angehörigen aller anderen Ethnien in der Türkei rufen wir die USA auf, die PKK von der Terrorliste zu streichen, aktive Unterstützung für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage zu leisten und sich für die Freilassung für Abdullah Öcalan einzusetzen. Wir glauben, dass die Führung der PKK auf der Terrorliste nur der Aufrechterhaltung der Unterdrückung des kurdischen Volkes dient.”
Unterzeichnende:
1. Dr. Kamiran Barwari. University Professor. Duhok. Iraq
2. Dr. Jabar Kadir. Former Dean of College of Education. Koye University, KRG. Netherland
3. Dr. Seevan Saeed. Associate Professor, Middle East Politics. Shaanxi Normal University-China
4. Dr. Mohammad Kayani. Physician. Former Member of the Iraqi Parliament. UK.
5. Dr. Faeq Gulpy. Physician. Former Member of the Iraqi Parliament. KRG
6. Dr. Sarbast Nabi. Professor in political Philosophy- Koya-Iraq
7. Jani Diylan. Journalist. Washington DC. USA
8. Meki Amedi. Activist Human Rights – Germany
9. Fatih Abdulla Abbas. Former Minster KRG
10. Kazhal Hamarashid. Board member of the Toronto Kurdish Community Centre -Canada
11. Asiya Mejit. Banker Toronto - Canada
12. Goran Abdullah. Webmaster of dengekan online newspaper. Toronto, Canada.
13. Pocker Visitor. Social Justice, York University, Toronto, Canada
14. Nimat Abdullah. Former MP IRK
15. Shwan Chawshin. Member of Kurdish House Vancouver Canada
16. Mohammad Raniyai. Member of Kurdish House Vancouver Canada
17. Farooq Jamil Sadiq. Former Minster KRG-Iraq-Erbil
18. Karim Bahri Bradost. Former MP IRK-Iraq-Erbil
19. Sardar Abdulkarim. Former Member of High committee of election-Iraq-Iraq Erbil
20. Shex Fazl Hirani. Former General Director-KRG
21. Aram Rafaat. Expert in Middle East Politics - Australia
22. Kader Nader Kader. Activist Human Rights -Stockholm -Sweden
23. Kamal Jamal Mukhtar. Activist Human Rights -Uppsala -Sweden
24. Jabar Ahmed. Consultant Engineer. Irbil-Iraq
25. Nawzad Abdullah. Business Owner. Nashville, Tennessee. USA
26. Shwan Karim. Business Owner. Nashville, Tennessee. USA
27. Shereen Murad. Instructor. Denver, Colorado. USA
28. Bashdar Ibrahim. Banker. Nashville, Tennessee. USA.
29. Sarwa Botani. ESL Teacher. Smyrna, Tennessee. USA
30. Ali Karimi. Author and Human Rights Activist. London. UK
31. Dr. Hawjin Mala Amin. University Professor. Slemani. Iraq
32. Akram Mayi. Human Rights Activist. Canada
33. Dr. Faysal Salim. Physician. Iraq
34. Zakarya Hawrami. Activist. Iraq
35. Kazim Mayi. Human Rights Activist. USA
36. Arkawt Shamsadin. Member of Parliament. Baghdad. Iraq
37. Dr. Suad Abdulqadir. University Professor. Duhok. Iraq
38. Dr. Lazgin Wanli. Physician. Saudi Arabia
39. Dr. Muhammad Amin Shexo. Physician. Germany
40. Dr. Mustafa Abdi. Pysician. Syria
41. Dr. Abdulbaqi Muhammad. Physician. Syria
42. Dr. Muhammad Khalaf. Physician. Russia
43. Dr. Luqman Silo. Physician. Ukraine
44. Ibshkhan Miroyev. Journalist. Russia
45. Dr. Abdulsalam Musa. Engineer. Germany
46. Dr. Muhammad Ali Abdi. Physician. Syria
47. Dr. Abdulwahab Darwesh. Physician. Ukraine
48. Faysal Ghazi Muhammad. University Professor. Baghdad. Iraq
49. Yasin Ali Salih. Author and Politician. Iraq
50. Shorsh Ali Aubaydullah Mayi.Teacher. Netherland
51. Abdulaziz Taha. Attorney. Finland
52. Awat Husen. Activist. USA
53. Husen Bazirki. Activist. USA
54. Yusuf Galnaski. Activist. UK
55. Saman Nuh. Journalst. Iraq
56. Dr. Hakim Abdulkarim. Darbandikhan. Iraq
57. Dr. Yusuf Hasan. International Relations. Iraq
58. Adil Osman. Activist. Slemani. Iraq
59. Dr. Faruq Rafiq. University Professor. Slemani. Iraq
60. Dr. Haval Kwestani. Former Member of Iraqi parliament. Iraq
61. Dilovan Barwari. Attorney. Erbil. Iraq
62. Asima Mirza. Women Rights Activist. Duhok. Iraq
63. Dr. Hashim Zebari. University Professor. Duhok. Iraq
64. Salam Bosali. Activist. Denmark
65. Bahzad Slevani. Community Activist. Sweden
66. Bestun Barwari. Writer. Sweden
67. Bahzad Pirmusa. Teacher. Sweden
68. Pala Sarni. Writer. Switzerland
69. Syamand Harki. Writer. Sweden
70. Nuhad Rashavan. Activist. Hetherland
71. Sardar Omar Wahab. Activist. Finland
72. Sarkash Kawa Rahim. Activist. USA
73. Dr. Osman Ismael. Journalist. UK
74. Bahnam Hama Amin Arif. Activist. Iraq
75. Parwin Aziz Saeed. Activist. Slemani. Iraq
76. Niaz Hamid Braim. Co-President of Kurdistan Human Rights Observer. Canada
77. Dr. Kirmanj Gundi. Professor. Tennessee State University. USA