Seit Montag befinden sich politische Gefangene in 104 Haftanstalten in der Türkei im Hungerstreik für die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage. Der Hungerstreik wird gruppenweise im Wechsel durchgeführt, als erster Schritt wird die Aufhebung der Isolation von Öcalan gefordert. Von dem kurdischen Repräsentanten und seinen drei Mitgefangenen auf der Gefängnisinsel Imrali gibt es seit März 2021 kein Lebenszeichen mehr.
In den letzten Tagen haben sich viele Gefangene über ihre Angehörigen oder Anwält:innen zu Wort gemeldet, um ihr Anliegen öffentlich zu erklären. Eine der Gefangenen ist die kurdische Schriftstellerin Leyla Saraç im Frauengefängnis Şakran in Izmir. In einem Telefonat mit ihrer Familie sagte Leyla Saraç, dass ihre Mitgefangenen Kübra Filiz und Esma Başkale sich an dem Hungerstreik beteiligen. „Wir möchten, dass unsere Familien und die gesamte Öffentlichkeit uns unterstützen. Ihr müsst uns eine Stimme verleihen“, forderte Saraç und erklärte, dass der Widerstand bis zur Erfüllung ihrer Forderungen weitergeht.
Als PKK-Mitglied verurteilt
Leyla Saraç ist Autorin des kurdischen Gedichtbands „Werzeba“ und des ebenfalls auf Kurdisch verfassten Buchs „Zerya“. Sie wurde 2015 zu siebeneinhalb Jahren Haft wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ verurteilt und nach fünf Jahren und acht Monaten freigelassen. Acht Monate nach ihrer Freilassung wurde sie im Juni 2022 am Flughafen Izmir festgenommen und wegen noch ausstehender Disziplinarstrafen erneut inhaftiert. Ihr voraussichtlicher Entlassungstermin ist im April 2024.