Hungerstreik für Öcalan wird fortgesetzt

Seit 37 Tagen sind politische Gefangene in der Türkei im Hungerstreik gegen die Isolation Abdullah Öcalans und die unerträglichen Haftbedingungen. In der Vergangenheit konnte mit dieser Aktionsform mehrfach die Isolation durchbrochen werden.

Seit 37 Tagen sind politische Gefangene in der Türkei im Hungerstreik gegen die Isolation Abdullah Öcalans und die unerträglichen Haftbedingungen. Der Hungerstreik ist unbefristet, wird jedoch seit dem 27. November in wechselnden Gruppen durchgeführt. Der letzte Kontakt Öcalans mit der Außenwelt war ein Telefongespräch mit seinem Bruder am 27. April 2020. Das Verteidigerteam konnte Öcalan zuletzt am 19. August 2019 sehen.

Die seit knapp 22 Jahren andauernde Isolation des kurdischen Vordenkers Öcalans konnte in der Vergangenheit mehrfach durch Hungerstreiks durchbrochen werden.

2012: 68 Tage

Der erste Massenhungerstreik in türkischen Haftanstalten begann 2012 zum Jahrestag des Militärputsches vom 12 September 1980 und dauerte 68 Tage an. Beendet wurde er durch einen Aufruf von Abdullah Öcalan. Als Ergebnis konnten Ahmet Türk und Ayla Akat Ata, die damals Abgeordnete der Friedens- und Demokratiepartei (BDP) waren, Öcalan am 3. Januar 2013 auf der Gefängnisinsel Imrali besuchen. Nach diesem ersten Besuch fanden im Rahmen des sogenannten „Lösungsprozesses“ bis zum 5. April 2015 Gespräche von Delegationen der Demokratischen Partei der Völker (HDP) und des Staates mit Öcalan auf Imrali statt.

2016: Acht Tage

Nach der vom türkischen Staat erfolgten Beendigung dieser Dialogphase im April 2015 wurde die Isolation Öcalans verschärft. Am 15. Juli 2016 kam es zu einem Putschversuch in der Türkei, der Ausnahmezustand wurde ausgerufen. Aufgrund der öffentlichen Besorgnis traten fünfzig kurdische Politikerinnen und Politiker am 5. September 2016 in einen Hungerstreik in der Zentrale der Partei der demokratischen Regionen (DBP) in Amed (tr. Diyarbakir). Als Ergebnis des Hungerstreiks konnte Mehmet Öcalan seinen Bruder am 11. September 2016 auf Imrali besuchen. Damit wurde der Hungerstreik beendet.

2018: 200 Tage

Am 8. November 2018 trat die kurdische Politikerin Leyla Güven im Gefängnis in Amed in einen Hungerstreik. Politische Gefangene in der Türkei und Aktivistinnen und Aktivisten in Kurdistan und im Ausland schlossen sich dem Hungerstreik an. Damit wurde durchgesetzt, dass das Anwaltsteam Öcalan erstmalig nach acht Jahren wieder besuchen konnten. Zwischen dem 2. Mai und dem 7. August 2019 fanden fünf Anwaltsbesuche auf Imrali statt. Der Hungerstreik wurde auf Aufruf Öcalans am 26. Mai beendet.