Hunderte demonstrieren gegen türkischen Angriffskrieg in Leipzig

Heute zogen rund 300 Aktivist*innen durch Leipzig, um gegen den Angriffskrieg auf Rojava zu demonstrieren. Sie machen auch die deutsche und europäische Politik für die dramatische Menschenrechtslage und kriegerische Eskalation in Nordsyrien verantwortlich

Aus Solidarität mit den Kurdinnen und Kurden im von türkischen Truppen angegriffen Rojava in Nordsyrien, aber auch im Kampf gegen die Verstrickungen Deutschlands und der EU in diesem Krieg gingen die Menschen in Leipzig auf die Straße. Gegen 15:30 Uhr setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung. Dutzende rot-grün-gelbe Fahnen, Transparente und Banner unterstrichen das Anliegen der Protestierenden. Vom Hauptbahnhof führte die Route über den Ring. Zahlreiche Passantinnen und Passanten hörten laute Sprechchöre und wurden über das Anliegen informiert.

Auf Höhe der Universitätsbibliothek Bibliotheca Albertina zeigten sich rund 50 Studierende solidarisch und beklatschten den vorbeilaufenden Demonstrationszug, der kurz darauf das US-Konsulat erreichte. Für bedrückende Gänsehaut bei vielen Protestierenden sorgte der Redebeitrag eines Aktivisten, der bei der Zwischenkundgebung verlesen wurde:

„Uns erreichen Berichte von schrecklichen Gräueltaten. Wenn all diese Taten jedoch von einem NATO-Verbündeten, von der Türkei und ihren dschihadistischen Terrorbanden begangen werden, schaut der sonst so moralisch überlegene Westen weg. Schlimmer noch: Deutsche Konzerne verdienen wieder einmal Millionen am Mord. Denn sie sind es, welche die Waffen für diese grausamen Taten herstellen und verkaufen.“

Die vermeintlich westlichen Werte wie Freiheit und Demokratie, Menschenrechte und Frieden seien Lippenbekenntnisse und widersprächen sich auf unerträgliche Weise mit der tatsächlichen Handlungsstrategie der NATO-Länder, wie eine Aktivistin schilderte:

„Die seit Jahren andauernde Kriminalisierung der Kurdinnen und Kurden, die Unterstellung von Terrorismus bei den kurdischen Freiheitsbewegungen und daraus resultierender Fahnen- und Vereinsverbote, macht eine aktive Demokratie-Arbeit fast unmöglich. Wir werden trotzdem weiterkämpfen, auf die Straße gehen und unsere Solidarität mit den revolutionären Kräften in Rojava demonstrieren!“

Fast drei Wochen ist es her, dass die türkische Armee im selbstverwalteten und demokratischen Rojava einmarschiert ist. Unter dem Vorwand der Grenzsicherung bombardieren die Truppen des türkischen Präsidenten Erdogan die kurdischen Gebiete und zwingen Zivilistinnen und Zivilisten in die Flucht. Die Kämpferinnen und Kämpfer der Volksverteidigungseinheiten YPG und YPJ wurden beim Rückzug der US-Truppen im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat alleingelassen.

Fotos: „Rise up 4 Rojava Leipzig“ | Lizenz: CC BY 4.0

Dresden: Rechtsextremer Fußballfans bepöbeln Demonstranten

Am Samstag protestierten Menschen auch in Dresden, um die Politik unter Druck zu setzen und zum Handeln zu bewegen. Bei der 600 Menschen zählenden Demonstration kam es zu Angriffen rechtsextremer Anhänger von Dynamo Dresden. Demonstrierende wurden rassistisch bepöbelt und es wurden Hitlergrüße gezeigt, wie der MDR berichtete.

Bereits in den vergangenen Tagen und Wochen kam es zu vielfältigen Aktionen, Protesten und Demonstrationen auf der ganzen Welt.

Hintergrund:

Die Revolution in Rojava steht für Geschlechterbefreiung, Basisdemokratie und eine ökologische Alternative zum Kapitalismus. Nach dem Abzug der US-Truppen sind die demokratischen Kräfte in Nord- und Ostsyrien isoliert und seitdem von türkischen Luftangriffen betroffen und von einem Genozid bedroht. 

„Rise up 4 Rojava“ ist eine internationalistische Kampagne zur Verteidigung der Rojava-Revolution und ihrer Errungenschaften. Sie agiert weltweit für Solidarität mit den Kurdinnen und Kurden im von islamistischen und faschistischen Kräften bedrohten Rojava.