Heyva Sor schickt Hilfsgüter zu belarussischer Grenze

Von Heyva Sor gesammelte Hilfsgüter werden an die polnische EU-Außengrenze transportiert, um die Schutzsuchenden in Belarus zu versorgen.

Der Kurdische Rote Halbmond (Heyva Sor a Kurdistanê) und die Hilfsorganisation „Wir packen’s an - Nothilfe für Geflüchtete e.V.“ haben gemeinsam eine Sammlung von Hilfsgütern für die Schutzsuchenden an der polnischen EU-Außengrenze organisiert.


Die Hilfsorganisationen haben nach einer Spendenkampagne für 2.000 Personen Lebensmittel, Kleidung, Powerbanks, Schuhe, Mäntel, Regenmäntel und Decken gekauft. Nun begann der Transport an die polnische EU-Außengrenze. Vertreter:innen von Heyva Sor a Kurdistanê und Wir packen´s an bedankten sich für die Solidarität mit den Schutzsuchenden.

Der Vertreter von Heyva Sor, Muhittin Dolaşır, erklärte: „Wir helfen zusammen mit dem Verein ‚Wir packen’s an‘, Schutzsuchenden, die sich derzeit an der polnisch-belarussischen Grenze befinden. Aufgrund der winterlichen Bedingungen sind Hosen, Mäntel, Schuhe insbesondere auch für Kinder, aber auch Powerbanks für Telefone in den Lieferungen enthalten. Wir haben sie gekauft und Wir packen's an wird sie an die Menschen dort liefern.“

Dolaşır weist auf die Lage der Menschen an der Grenze hin, von denen viele aus Kurdistan kommen: „Vor allem die Lage der Frauen und Kinder ist verzweifelt. Menschen sind bereits an Hunger, Kälte und Mangel an angemessener Kleidung gestorben. Wir wollen den Menschen dort so weit wie möglich helfen.“

Unser Volk soll sein Land nicht verlassen“

Der Heyva-Sor-Vertreter ruft die Menschen dazu auf, ihr Land nicht zu verlassen: „Die Türkei, die PDK und die Familie Barzanî wollen unser Land entvölkern. Nach unseren Informationen erhielten fast alle aus der Region Dihok türkische Pässe und wurden von Belarus an die polnische Grenze gebracht. Deshalb wollen wir, dass unser Volk sein Land nicht verlässt. Auch wenn Europa als ein sehr guter Ort, ja als Paradies dargestellt wird, entspricht das nicht der Realität. Ungefähr 200 Menschen wurden bereits zurückgeschickt. Sie berichten, wie sehr sie unter Hunger, Durst und Kälte litten. Der türkische Staat will diese Menschen benutzen, um Druck auf die europäischen Staaten auszuüben. Zuvor hatte er Schutzsuchende an die griechische Grenze gebracht, um ebenfalls Druck auf die EU aufzubauen. Deshalb sollte unser Volk nicht auf die Machenschaften des türkischen Staates und der Barzanî-Familie hereinfallen und auf jeden Fall auf seinem Land bleiben.“

Kein Staat hilft ihnen“

Muhittin Dolaşır appelliert: „Unser Volk in Europa muss alles tun, was es kann. Wir rufen alle Menschenfreunde auf, mit uns das Solidaritätsnetzwerk für die Menschen, die an der Grenze an Kälte, Hunger und Durst leiden, weiter auszubauen. Sie können uns Bargeld und Spenden über unser Konto, das auf unsere Website veröffentlicht ist, zukommen lassen. Wir wollen nun die Hilfe, die wir durch die Kampagne gesammelt haben, den leidenden Menschen an der Grenze schicken. Als Heyva Sor wollen wir allen helfen, unabhängig von ihrer Sprache, Religion und Identität. Wir möchten uns an dieser Stelle bei Wir packen's an sowohl im Namen von Heyva Sor als auch im Namen unserer Spenderinnen und Spender für die Partnerschaft mit uns bedanken.“

Wir packen’s an: Zusammenarbeit ist sehr wichtig

Axel Grafmanns von Wir packen’s an bedankte sich ebenfalls bei Heyva Sor für die Zusammenarbeit und erklärte: „Wir packen’s an ist eine Hilfsorganisation, die in Berlin und Brandenburg für Schutzsuchende arbeitet. Wir arbeiten mit Heyva Sor a Kurdistan zur Solidarität mit den Schutzsuchenden an den EU-Außengrenzen zusammen. Wir werden die Materialien, die wir mit den Spenden von Heyva Sor gekauft haben, am Morgen in die Region bringen.“

Die Hilfsorganisation hat bereits mithilfe der Linkspartei in Sachsen 7,5 Tonnen Hilfsgüter in die Region gebracht. Grafmanns berichtet über die Situation an der Grenze: „Es gibt dort kurdische Flüchtlinge, Menschen, die vor dem syrischen Bürgerkrieg fliehen, und solche, die vor dem Erdogan-Regime geflohen sind. Ich habe letzte Woche dort eine kurdische Frau getroffen, die ihre Kinder seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie war an der Grenze, um ihre Kinder zu sehen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir zusammenarbeiten. Dank der Bargeldhilfe kaufen und transportieren wir die benötigten Vorräte. Wir bekommen immer neue Berichte von dort und erfahren von Menschen, die aufgrund von Kälte oder Hunger sterben. Deshalb bedeutet unsere Solidarität auch, gegen diese Politik zu protestieren.“