Heilbronn: Hanau ist nicht vergessen

Auch in Heilbronn hat zu den Morden von Hanau eine Gedenkkundgebung stattgefunden, die vom „Netzwerk gegen Rechts Heilbronn e.V.“ (NgR), dem Kurdischen Gesellschaftszentrum Heilbronn, dem Alevitischen Kulturverein und dem Kollektiv 74 organisiert wurde.

In Heilbronn beteiligten sich am Sonntag etwa 80 Menschen an der Gedenkkundgebung „Drei Jahre danach: Hanau ist nicht vergessen“ des „Netzwerk gegen Rechts Heilbronn e.V.“ (NgR), des Kurdischen Gesellschaftszentrums Heilbronn, des Alevitischen Kulturvereins und des Kollektivs 74. Anlass der Kundgebung auf dem Kiliansplatz war das deutschlandweite Gedenken zum dritten Jahrestag des rassistisch motivierten Terroranschlages in Hanau am 19. Februar 2020.

Die Teilnehmer:innen der Kundgebung gedachten der Opfer von Hanau und ihrer Familien, die durch ihren Verlust unfassbares Leid erfahren haben und noch immer, drei Jahre nach dem Attentat, Aufklärung fordern müssen. Gleichzeitig wurde auch das noch immer präsente Problem des Rassismus in Deutschland eindringlich verdeutlicht. Begleitet wurde die Kundgebung mit Aufnahmen von Interviews, Reden und Lieder.

Vor drei Jahren tötete der rassistisch motivierte Täter in Hanau zehn Menschen: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov, sowie seine eigene Mutter. Der Täter handelte aus rechtsextremen und rassistischen Motiven, die er zuvor auf einer eigens dafür eingerichteten Homepage veröffentlicht hatte.

Diese Tat hat nicht nur die Familien der Opfer, sondern auch die Menschen nachhaltig geprägt, die täglich von Rassismus in Deutschland betroffen sind. Derartige Taten sorgen dafür, dass sich Menschen in Deutschland nicht sicher fühlen können und aufgrund ihrer Herkunft noch immer um ihr Leben fürchten müssen.

Drei Redner:innen verdeutlichten unter Moderation durch das Netzwerk gegen Rechts Heilbronn, dass zum einen die Namen der Opfer und das Leid ihrer Hinterbliebenen niemals vergessen werden darf. Zum anderen skizzierten sie, dass Rassismus nicht nur in Hanau, sondern auch in Heilbronn und ganz Deutschland noch immer für viele Menschen mit Migrationsbiografie eine alltägliche Bedrohung darstellt. Dass der Attentäter von Hanau kein Einzelfall war, zeigt die internationale jüngere Historie vergleichbarer, rassistisch motivierter Anschläge. Auch der Täter von Hanau war Teil einer menschenverachtenden, extremistischen Community, die online ihre gefährliche Ideologie verbreitet. Aber nicht nur online, sondern auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene ist Rassismus in Deutschland nach wie vor Realität.

So kritisierte das Kurdische Gesellschaftszentrum Heilbronn in seiner Rede, dass rechte Hetze problemlos vom AKP-Abgeordneten Mustafa Acikgöz in Moscheen geführt werden kann, weil sich türkische Faschisten und Rassisten hier in der BRD sicher fühlen und keine strafrechtliche Verfolgung fürchten müssen. Außerdem betonte das Gesellschaftszentrum den alltäglichen antikurdischen Rassismus und die Kriminalisierung, der seine Mitglieder hier ausgesetzt sind: „Als würde es nicht reichen, dass wir unsere Familienangehörigen nach dem schweren Erdbeben nicht bergen können, da wir nicht in die Türkei einreisen können, werden all unsere Mühen hier in Heilbronn, Aktionen durchzuführen, um den Erdbebenopfer zu helfen, konsequent ignoriert. Es liegt nicht daran dass die Heilbronner Stimme, Echo, RadioTon, das L-TV oder SWR nichts von diesen Aktion wussten, es ist einfach die radikale Ignoranz und die gewollten Ausgrenzung. Es ist klipp und klar antikurdischer Rassismus, der hier in Heilbronn durch die Medien so spürbar ist!“

Beendet wurde die Gedenkkundgebung mit dem Song von Azzi Memo „Bist du wach“.