Von Asayîş in Silêmanî ausgesetzt
Die Kollaboration zwischen der in Hewlêr (Erbil) herrschenden Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) und der türkischen Führung in Ankara hat offenbar eine neue Stufe erreicht. Am Freitag wurden mehrere Repräsentanten der örtlichen HDP-Vertretung aus dem wie ein Stadtstaat regierten Hewlêr ausgewiesen. Hikmet Hatip, Aydın Yalvaç, Sıtkı Vakar und Nasır Yağız wurden von der Asayîş gewaltsam in ein Fahrzeug verfrachtet und im Einflussgebiet der Patriotischen Partei Kurdistans (YNK) in Silêmanî ausgesetzt. Zu den Hintergründen äußerte sich die Behörde bislang nicht. Die HDP-Vertretung will in den nächsten Stunden eine Erklärung veröffentlichen.
Zu der Deportation der HDP-Vertreter kam es offenbar vor dem Hauptsitz der Asayîş in Hewlêr. Sie sollen sich freiwillig zu der Behörde begeben haben, nachdem sie eine schriftliche Aufforderung zum Erscheinen erhalten hatten, berichtete die in Silêmanî ansässige Nachrichtenagentur RojNews. Die Mitglieder der HDP-Vertretung in Südkurdistan sind der Barzanî-Partei PDK schon länger ein Dorn im Auge. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um Oppositionelle aus Nordkurdistan, die vor der Repression des türkischen Staates in die KRI geflüchtet sind. Doch auch in Südkurdistan sind sie vor Verfolgung nicht sicher. Die PDK betrachtet sie wegen politischen Differenzen als Feinde und überzieht sie mit Repression. In Silêmanî wird vermutet, dass die Deportation der HDP-Aktivisten in Ankara angeordnet wurde.
Gezielte Attentate auf Oppositionelle aus Nordkurdistan
Die größte Gefahr für Verfolgte aus Nordkurdistan geht aber vom türkischen Geheimdienst MIT aus, der in der KRI ein ganzes Netzwerk an Agenten und Informanten betreibt. Seit September 2021 wurden mindestens neun Menschen bei gezielten Attentaten mutmaßlich vom MIT in Südkurdistan ermordet. Weitere Menschen überlebten von türkischen Attentätern verübte Anschläge gegen ihre Person.