Im Rahmen der Treffen zur Arbeitssituation in der Türkei vor dem Hintergrund der Pandemie besuchte eine Delegation der Demokratischen Partei der Völker (HDP) Saisonarbeiter*innen in der Landwirtschaft in Mersin. Garo Paylan von der Ökonomiekommission, Şaziye Köşe von der Arbeitskommission sowie die Abgeordneten Serpil Kemalbay, Necdet Ipekyüz und Rıdvan Turan suchten die Arbeiter*innen vor Sonnenaufgang auf. Jeden Tag versammeln sich die Arbeiterinnen und Arbeiter um 5.30 Uhr an einer Haltestelle, um ihre Arbeitskraft anzubieten und auf die Felder gebracht zu werden.
Der Vorsitzende des Vereins der Erwerbstätige ohne Sicherheit (GIŞ-DER), Abdulselam Kutlu, befindet sich ebenfalls unter ihnen. Er berichtet der Delegation: „Wir brechen um 4 Uhr morgens auf und manchmal können wir nicht einmal vor 21 Uhr zurückkommen. Wir können nicht einmal für eine halbe Stunde für eine Mittagspause die Arbeit unterbrechen.“ Er beschreibt die Arbeitsbedingungen als „unmenschlich“.
„Frauen und Syrer erhalten noch weniger“
Zu diesen schweren Bedingungen kommen noch Geldstrafen durch den Staat, erklärt einer der Arbeiter und spricht über systematische Diskriminierung: „Vielerorts wird nach Geschlecht diskriminiert. Während Männer 120 TL erhalten, bekommen Frauen nur 85 TL und Syrer sogar noch weniger.“
66 Arbeiter*innen in einem Auto mit 16 Plätzen
Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen durch mit Menschen vollkommen überladenen Transportern. Einer der Arbeiter gibt an: „Wir haben gesehen, wie 66 Personen in einem Fahrzeug mit der Kapazität von 16 Fahrgastplätzen fahren mussten. Es kommt ständig zu Unfällen. Die werden nur bekannt, wenn es Tote gibt. Im Oktober sind zwei Personen bei einem Unfall gestorben. Wir haben wegen Covid nicht einmal einen Platz für die Verletzten im Krankenhaus gefunden.“
„Wir sind sowieso schon tot“
Ein anderer Arbeiter kritisiert, niemand interessiere sich für das Schicksal der Saisonarbeiter*innen. Er klagt: „Wenn wir sterben, wird niemand es wissen oder darüber sprechen. Es spielt keine Rolle, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Manchmal bekommen wir nicht einmal ein Glas Wasser.“ Ein anderer sagt in Hinsicht auf die nicht vorhandene Pandemieprävention: „Wir sind sowieso schon tot.“
Protest gegen Ausbeuter
Die Arbeiter*innen protestieren gegen die Hungerlöhne und die willkürliche Bezahlung. Sie fordern Sicherheit und Gerechtigkeit.
Die HDP-Delegation versprach, die Probleme der Saisonarbeitskräfte überall zur Sprache zu bringen und ihren Kampf für eine Lösung fortzusetzen.