Die Mindestlohnkommission hat den Mindestlohn in der Türkei auf netto 2825,90 Türkische Lira (TL), umgerechnet 311 Euro, monatlich festgelegt. Der Mindestbruttolohn liegt wenig höher bei 3577,50 TL. Gewerkschaften stellten sich gegen die Entscheidung. Aufgrund der Wirtschaftskrise in der Türkei und der damit zusammenhängenden Inflation sind viele Güter für die Menschen nicht mehr zu bezahlen. Der Mindestlohn wurde vom Gewerkschaftsbündnis des Öffentlichen Dienstes (KESK) bereits im Vorfeld als an der Hungergrenze kritisiert. An einem Verdiener hängt meist eine ganze Familie mit mehreren Kindern.

„60 Prozent der Lohnarbeitenden erhalten Mindestlohn“

Am 25. Dezember veröffentlichte die Demokratische Partei der Völker (HDP) eine Studie, die ergab, dass 60 Prozent der Lohnarbeitenden in der Türkei den Mindestlohn erhalten. Mindestens 20 Millionen Menschen verdienen unter dem Mindestlohn. Werden die zehn Millionen Menschen, die ihre Arbeit während der Pandemie verloren haben, hinzugenommen, liegt diese Zahl sogar bei 30 Millionen. Laut der Versicherungsstatistik der Türkei (Stand August 2020) sind über acht Millionen Menschen sogar so arm, dass sie ihre allgemeinen Krankenversicherungsprämien nicht mehr zahlen können. Das bedeutet, dass das Einkommen dieser Menschen nicht einmal ein Drittel des Mindestlohns ausmacht und keine Immobilie in ihrem Namen eingetragen ist.