In Hannover haben diesen Samstag rund 200 Menschen trotz niedrigen Temperaturen an einer Demonstration für die Anerkennung der Selbstverwaltung im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal im Nordirak teilgenommen. Die Zusammenkunft bildete den Abschluss einer zweiwöchigen Mahnwache am Steintorplatz im Herzen von Hannover, die von mehreren ezidischen Organisationen aus dem deutschen Bundesgebiet getragen worden war. Täglich waren in den Mittagsstunden viele Menschen bei der Aktion zusammengekommen, um ihren Protest gegen die akuten Bedrohungen für Şengal und die dortige ezidische Gemeinschaft kollektiv zum Ausdruck zu bringen sowie der Forderung nach Anerkennung der autonomen Strukturen und den Selbstverteidigungseinheiten der YJŞ und YBŞ Nachdruck zu verleihen.
Zu der letzten Mahnwache versammelten sich etwa 150 Menschen, an der anschließenden Demonstration nahmen dann noch mehr Personen teil. Neben Reden verschiedener Organisationen aus dem ezidisch-kurdischen und internationalistischen Spektrum gab es auch musikalische Beiträge. Zu der Versammlung waren auch Teilnehmende aus Berlin und Bielefeld sowie aus nördlichen Städten wie Celle und dem Heidekreis angereist. Parallel fanden ebenfalls Aktionen in Kleve, Saarbrücken und Oldenburg statt.
Hintergrund der Proteste
Die ezidischen Verbände in Deutschland fordern die Annullierung eines im vergangenen Oktober auf Druck der USA und der Türkei zwischen der südkurdischen Regierungspartei PDK und der irakischen Zentralregierung in Bagdad unter UN-Aufsicht geschlossenen Abkommens zur Verteilung der Zuständigkeiten in Şengal. Die Vereinbarung richtet sich insbesondere gegen die basisdemokratischen Strukturen, die nach dem Völkermord an den Eziden im August 2014 etabliert wurden und sieht eine Auflösung der militärischen und politischen Kräfte in der Region vor. Deren Auflösung wird als „Kampf gegen die PKK“ deklariert und soll mit dem Abkommen durchgesetzt werden.