Auf dem Steintorplatz im Herzen von Hannover hat an diesem Samstag eine Mahnwache mit der Forderung nach einem autonomen Status für Şengal begonnen. An dem Auftakt der für zwei Wochen täglich stattfindenden Aktion haben sich rund hundert Menschen beteiligt. Hintergrund der von mehreren ezidischen Organisationen aus dem deutschen Bundesgebiet getragenen Initiative ist die geplante Auflösung der selbstverwalteten Strukturen in dem ezidischen Hauptsiedlungsgebiet im Nordirak.
Die Organisationen fordern die Annullierung des im vergangenen Oktober auf Druck der USA und der Türkei zwischen der südkurdischen Regierungspartei PDK und der irakischen Zentralregierung in Bagdad unter UN-Aufsicht geschlossenen Abkommens zu Şengal. Die Vereinbarung sieht eine Auflösung der militärischen und politischen Kräfte Şengals vor und soll die Vorherrschaft der PDK in der Region wiederherstellen, um somit den Einfluss der Zentralregierung zu sichern.
Bei der heutigen Kundgebung sprachen mehrere Mitglieder der beteiligten Organisationen und eine Musikgruppe des Verbands ezidischer Kunst- und Kulturschaffender trug Musikstücke vor. Ein Vertreter vom ezidischen Zentralverband NAV-YÊK erinnerte an den fluchtartigen Rückzug der PDK-Peschmerga vor dem sogenannten IS im August 2014. „Damals verwehrte man dem ezidischen Volk Schutz vor dem Genozid. Heute, seitdem sich ein Teil der Geflüchteten für eine Rückkehr nach Şengal entschieden hat, wird die Region von der PDK und dem AKP/MHP-Regime angegriffen.“ Die Autonomie der ezidischen Gemeinschaft Şengals als eigenständiger Kanton Êzîdxan soll mit allen Mitteln verhindert werden, gegebenenfalls auch mit einem weiteren Krieg. Diesen Aggressionen gelte es frühzeitig entschieden entgegenzutreten, damit es nicht zu neuen Massakern komme, hieß es.
Täglich von 13 bis 15 Uhr
Die Mahnwache in Hannover wird vom Rat der Êzîd*innen aus Şengal in Europa (MŞD), dem Zentralverband der Êzîdischen Vereine (NAV-YÊK), dem Dachverband des Êzîdischen Frauenrats (SMJÊ), der Vereinigung der Êzîdischen Jugend (HCÊ), der Allianz der Êzîd*innen aus Syrien (YÊS) umd dem Dachverband der Êzîdischen Dorfgemeinschaften (SMGÊ) getragen. Die Aktion wird bis zum 30. Januar täglich in der Zeit von 13 bis 15 Uhr am selben Ort stattfinden.