Hanau-Gedenken in Celle

In Celle wurde der Ermordeten des rassistischen Anschlags in Hanau vor für Jahren erinnert.

Fünf Jahre nach dem rassistischen Attentat

In Celle erinnerten am Mittwoch 30 Personen den Ermordeten des rassistischen Anschlags in Hanau vor für Jahren. „Tot sind wir erst, wenn man uns vergisst", schrieb der in Hanau aufgewachsene Ferhat Unvar. In diesem Sinne wurden die Namen von Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov in der Celler Innenstadt verlesen und Geschichten aus ihrem Leben geteilt.

Ohne Konsequenzen gibt es keine Gerechtigkeit – auf dieses wichtige Statement der Initiative 19. Februar wies Kim Terhau vom Arbeitskreis Internationalismus hin. In Deutschland würden stattdessen Migrant:innen zu Sündenböcken erklärt, während aus der Politik leere Reden von einem „Nie wieder!“ tönten. Die Journalistin Sheila Mysorekar habe dazu treffend geschrieben:

„Dieses „Nie wieder“ klingt hohl, weil keine Konsequenzen aus dem Attentat in Hanau gezogen wurden. Der Vater des Mörders bedroht weiterhin die Angehörigen der Opfer. Nach wie vor sind Hunderte per Haftbefehl gesuchte Rechtsextreme untergetaucht. Die Diskriminierung und Kriminalisierung migrantischer Menschen, insbesondere junger muslimischer Männer, geht ungebrochen weiter. […] Das „Nie wieder“ klingt umso hohler, weil nach jedem Attentat, das ein Einwanderer begeht, drastische Maßnahmen gefordert und weitreichende politische Entscheidungen gefällt werden - in der Regel weniger sicherheits- als migrationspolitische Maßnahmen. Mehr Abschiebungen, weniger Aufenthaltstitel, verstärkte Kontrollen von als „migrantisch“ wahrgenommenen Personen.

An einem in der Innenstadt aufgestellten Pavillon hingen Bilder der Ermordeten von Hanau © Christoph Klens

Wir Angehörige von Minderheiten müssen allesamt dafür büßen, wenn ein einziger Geflüchteter ein Verbrechen begeht, wie etwa das Messerattentat in Solingen vom August 2024, bei dem ein Syrer drei Menschen tötete. […] Der CDU-Politiker Jens Spahn fordert „physische Gewalt" gegen „irreguläre Migration“. Und CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz plädiert für „Kontrollzentren“ an den Außengrenzen. Straffällig gewordenen Menschen mit Doppelpass will er die deutsche Staatsbürgerschaft aberkennen. Das letzte Mal, dass ein „Gesetz über den Widerruf von Einbürgerung und Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft“ erlassen wurde, war 1933.“

Folglich plädiert der Arbeitskreis Internationalismus dafür, selbst aktiv zu werden. Im zahlreich auf der Kundgebung verteilten Flugblatt heißt es: „Wir müssen jeden Tag dafür sorgen, dass rechten Ideologien widersprochen wird. Wir dürfen den Faschist:innen und Rassist:innen keine Räume überlassen - weder auf der Straße, noch in der Kneipe oder in den Parlamenten! Wir können zusammen Brücken bauen. Wir müssen uns rechter Politik entgegenstellen und uns für sichere Flucht, sicheres Ankommen und sichere Bleibe engagieren. Gemeinsam stehen wir für konsequenten Antifaschismus und Antirassismus!“