Hamburg: Demonstration zum Gedenken an die Ermordeten von Paris

Eine große Menschenmenge kam in Hamburg zusammen, um eine umfangreiche Aufarbeitung der Morde an Evîn Goyî, M. Şirin Aydın und Abdurrahman Kızıl zu fordern, die am 23. Dezember in Paris einem tödlichen Terrorangriff zum Opfer gefallen sind.

Die Demonstration, die vom Frauenrat Rojbîn und dem kurdischen Verein in Hamburg organisiert worden war, begann um 14.00 Uhr am Hauptbahnhof unter der Teilnahme vieler Jugendlicher. Nach einer Gedenkminute für die ermordeten Aktivist:innen begrüßten Vertreterinnen des Frauenrates die Teilnehmenden und verurteilten die Angriffe und die Untätigkeit der Politik in Frankreich und Deutschland. Die Version vom rassistischen Einzeltäter wurde in Frage gestellt angesichts der vielen Ungereimtheiten. Vor allem wurde hinterfragt, wie der Mörder, obwohl er erst vor wenigen Tagen aus dem Gefängnis entlassen worden war, so viele Waffen und Munition besitzen konnte und warum er nur kurdische Einrichtungen in Paris angegriffen hatte, obwohl in der Straße Rue d'Enghien im zehnten Pariser Arrondissement zahlreiche andere Nationalitäten vertreten sind.

Aufklärung und Bestrafung statt Untätigkeit

Erinnert wurde in diesem Zusammenhang an das „erste Massaker von Paris“ – den Dreifachmord an Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez am 9. Januar 2013. Die Hamburger Aktivistin und Ethnologin Anja Flach, die nicht nur die drei Revolutionärinnen, die vor zehn Jahren von einem Attentäter des türkischen Geheimdienstes erschossen wurden, persönlich kannte, sondern auch mit der am Freitag ermordeten Evîn Goyî (Emine Kara) freundschaftlich verbunden war, zeigte sich überzeugt: Wenn die ersten Morde aufgeklärt und die Verantwortlichen bestraft worden wären, statt den Fall als Staatsgeheimnis einzustufen, würden Evîn Goyî, M. Şirin Aydın und Abdurrahman Kızıl noch leben.


Grünen-Vorsitzende Blumenthal würdigt Opfer

Danach ergriff Maryam Blumenthal, Parteivorsitzende der Hamburger Grünen, das Wort. Cansu Özdemir, die Fraktionssprecherin der Linken in Hamburg, habe sie gebeten stellvertretend einige Worte zu sprechen, da sie selbst verhindert war. Blumenthal sprach dem kurdischen Volk ihr Beileid aus und erklärte, in ihrer Heimat, dem Iran, werde seit 100 Tagen unter großen Opfern für Demokratie und Frauenbefreiung gekämpft. Und auch dort seien es Kurd:innen sein, die den Kampf vorantrieben.

Provokation von türkischen Faschisten

Die Demonstration machte sich auf den Weg in die Hamburger Innenstadt. Noch am Hauptbahnhof kam es zu Provokationen durch türkische Faschisten, die Demoleitung rief jedoch zur Besonnenheit auf und konnte eine Auseinandersetzung verhindern. Vor allem auf dem Weihnachtsmarkt am Jungfernstieg blieben zahlreiche Menschen stehen, um den Redebeiträgen zuzuhören. Viele wirkten sichtlich berührt durch die Schilderung der grausamen Morde.

Aufruf zu Demonstration „Nein zu Exekutionen im Iran“

Der Marsch endete am Gänsemarkt, wo zu einer Demonstration unter dem Motto „Nein zu Exekutionen im Iran“ aufgerufen wurde. Die Demonstration, die ebenfalls vom kurdischen Frauenrat organisiert wird, findet am morgigen Dienstag statt und beginnt um 15.00 Uhr vor Ikea in der Großen Bergstraße.