Hamburg: 10.000 demonstrieren gegen Rechts

Am Mittwochabend protestierten mehr als 10.000 Menschen in Hamburg gegen faschistische Ideologie und rechte Hetze. Hierzu aufgerufen hatte das Hamburger Bündnis gegen Rechts.

„Mittwochs gemeinsam gegen rechte Hetze – Kein Platz für Nazis und Rassist*innen“: Unter diesem Motto protestierten am Mittwochabend mehr als 10.000 Menschen in der Hamburger Innenstadt. Die bunte, vielfältig aufgestellte Menge positionierte sich deutlich gegen die 150 Anhänger einer „Merkel muss weg"-Kundgebung, welche die Rechten wieder jeden ersten Mittwoch im Monat abhalten möchten.

Die Kundgebung der Rechten auf dem Gänsemarkt wurde von einem massiven Polizeiaufgebot geschützt. Neben vier Wasserwerfern waren Einheiten aus mehreren Bundesländern vertreten.

Neben dem „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ sprach unter anderem auch eine Vertreterin der „Seebrücke Hamburg“. Den Beiträgen war gemein, dass Kritik nicht nur an der Hetze aus dem rassistischen Spektrum kommt, sondern sich das gesellschaftliche Klima nicht nur auf den Straßen Chemniz zeige, sondern auch innerhalb der Ämter und Strukturen der Bundesrepublik. Die Abschottungspraktiken an den Grenzen Europas zeugen von einer aktiven Politik des Sterbenlassens, während im Land selbst eine rassistische, nationalistische Gesinnung befeuert wird.

Ein antifaschistischer Aufruf rief zudem zur Gegendemonstration zum Staatsbesuch von Erdoğan in den Tagen vom 27.–29. September auf. Unter dem Titel „Nationalisten bekämpfen, egal welche Fratze sie haben“ heißt es: „Gerade jetzt, wo Erdoğan und Merkel doch wieder auf einer Welle reiten, sie sich in Berlin am 28. September gegenseitig beweihräuchern wollen und die Bullen den Rest klären sollen, gerade jetzt sollten wir offen und deutlich zeigen, dass wir Nationalisten, Faschisten, Kriegstreiber und Diktatoren jeglicher Couleur nicht dulden und ihnen kein Fußbreit zugestehen. So sehr die beiden so tun, als könnten sie sich nicht ab, so sehr ist aber die Geschichte der beiden Staaten eine Dialektik des Faschismus. Ob es um die Deportation der Armenier*innen, die Ausbeutung deprivierter Klassen oder um die jetzigen Kriegsexporte geht: Deutschland und die Türkei, das gibt es seit den Kaisern und den Sultanen und das sollte einem klar sein. Die faschistischen Ausuferungen, die wir auf beiden Seiten jetzt sehen, sind nur Ausdruck dieser menschenverachtenden Freundschaft, die auf so vielen Toten basiert und noch so unaufgearbeitet ist.

Denn Erdoğan ist nicht nur ein durchgeknallter Typ, über den man hin und wieder lachen kann. Nein. Bis heute zeigt der autoritäre Charakter in der Türkei aber auch in Deutschland, wie über offensichtlich faschistoide Staatshandlungen hinweggesehen wird, egal ob bei G20 oder in den Knästen der Türkei. Tausende Genoss*innen sitzen in ihren Zellen und haben keine großartige Option auf Freiheit in diesem Land oder wo anders. Gerade diesen Genoss*innen sind wir verpflichtet, den größtmöglichen Widerstand zu leisten und eine möglichst nationenübergreifende Faschismusanalyse vorzulegen, die keinen verschont.

Für uns heißt es daher: Nicht Merkel muss weg, das ganze System muss weg. Denn wenn dieser faschistoide Haufen rechter Wutbürger*innen irgendeine Ahnung von Merkels Inhalten hätte und die CDU nicht nur als Merkels CDU, sondern auch als Kurt Georg Kiesingers CDU sehen würde, dann würden sie wissen, dass sie im Grunde genommen auf der Seite dieser Nazi-Amnestie-Partei sein sollten und ihr wirres Geschwätz von den wahren Symptomen der systematischen Ausbeutung von Arbeiter*innen, Frauen, jungen Menschen und der Natur ablenkt.

Wer also ein antifaschistisches Bewusstsein hat, das über Hamburg hinaus geht und die konkrete Widerstandspraxis sucht, der soll sich uns im Widerstand gegen Erdoğan und damit im Widerstand gegen alle rechtsnationalistischen Kräfte anschließen.

Kommt mit uns am 28. September 2018 auf die Straße in Berlin, es wird eine gemeinsame Busanreise aus Hamburg um 8.00 Uhr vom ZOB aus geben.“