Grabbesuch bei Deniz Poyraz

An ihrem Grab in Izmir ist Deniz Poyraz gedacht worden. Anlass war der dritte Todestag der Kurdin, die 2021 bei einem Anschlag auf die HDP von einem bekennenden Faschisten erschossen wurde.

An ihrem Grab in Izmir ist Deniz Poyraz gedacht worden. Anlass war der dritte Todestag der bei einem Anschlag auf die HDP getöteten Kurdin. Neben ihren Eltern und anderen Familienmitgliedern beteiligten sich auch Persönlichkeiten aus Politik und Zivilgesellschaft an dem Gedenken, darunter die DEM-Abgeordneten Ibrahim Akın und Burcu Gül Çubuk sowie mehrere Aktivistinnen der Initiative der Friedensmütter.

Nach einem gemeinsamen Gebet und einer Schweigeminute wurde die Stille auf dem Friedhof von den Worten Vezan Karabuluts durchbrochen. Die Ko-Vorsitzende des DEM-Verbands in Izmir bezeichnete den Mord an Poyraz als politisches Verbrechen und warf der regierenden AKP vor, die kurdisch-demokratische Opposition mit einer „Spirale der Unterdrückung und Gewalt“ umwickelt zu haben. „Diese staatliche Repression, die im Besonderen uns Frauen betrifft, wurde verfestigt. Daher ruft sie Nachahmer auf den Plan – die dann nicht selten als Helden glorifiziert werden, weil es am Willen nach einer juristischen Aufarbeitung fehlt“, kritisierte Karabulut.

Die 38-jährige Deniz Poyraz war Kurdin und arbeitete in der rund um die Uhr von der Polizei überwachten HDP-Zentrale in Izmir. Am 17. Juni 2021 wurde sie bei einem rassistisch motivierten Anschlag auf das Parteibüro von dem bekennenden Faschisten und Anhänger der rechtsextremen Organisation „Graue Wölfe“, Onur Gencer, mit sechs Kugeln niedergestreckt. An jenem Tag sollte in dem Gebäude eine Vorstandssitzung mit etwa vierzig Personen stattfinden, die kurzfristig verschoben worden war. Die HDP sprach daher von einem Massaker, das dort hätte stattfinden sollen. Gencer selbst äußerte in seiner Vernehmung, das Attentat mit dem Ziel ausgeführt zu haben, „auf alles und jeden zu schießen, der sich mir nähern würde“. 2022 wurde er in einem Schauprozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Hintermänner wurden nicht ermittelt, das Revisionsverfahren dauert an.

Die Parlamentarierin Burcu Gül Çubuk bezeichnete Onur Gencer als einen „Auftragskiller“ des Staates. Daher sei das Desinteresse der Justiz, die wahren Täter zu überführen und für Gerechtigkeit zu sorgen, nicht überraschend. „Unsere Geschichte ist geprägt von Morden, Fällen von Verschwindenlassen, Folter und Haft. Orwells Dystopie ist in der Realität des kurdischen Volkes in der Türkei Wirklichkeit geworden. Sie erwarten von uns, dass wir vergessen, dass wir aufgeben, dass wir kapitulieren. Das kommt nicht in Frage. Wir werden den Kampf nicht aufgeben, wir werden nicht aufgeben im Angesicht derer, die das Recht auf Leben für jedes Lebewesen in der Türkei und Kurdistan nicht anerkennen.“

Deniz‘ Eltern Fehime und Abdüllillah Poyraz waren sichtlich gerührt. Sie dankten für die Solidarität und den Beistand, der ihnen entgegengebracht werde. Daraus schöpften sie die Kraft, den Widerstand ihrer Tochter in ihrer Person fortzusetzen. „Deniz war nicht nur unsere Tochter. Sie war das Kind eines Volkes. Solange wir leben, wird ihr Kampf weitergehen.“ Nach dem Grabbesuch fuhr die Trauergemeinde nach Konak und warf als Zeichen der Verbundenheit mit Deniz Poyraz rote Nelken in die Ägäis.