Anlässlich des UN-Tages zum Gedenken an Opfer chemischer Kriegsführung erinnerte in Göttingen eine Veranstaltung vor der Jakobikirche an die Gefallenen in den Gebieten der Autonomieverwaltung in Nord- und Ostsyrien und Südkurdistan/Irak. Der türkische Staat setzt dort immer wieder chemische Waffen ein, auch Giftgas.
Gelber Rauch steigt auf, davor eine Person mit Gasmaske und Musik: Am Mittwochabend veranstaltete die Initiative „Defend Kurdistan“ ein Gedenken an die Opfer von Chemiewaffenangriffen durch die Türkei. Rund 40 Personen versammelten sich vor der Jakobikirche, um daran teilzunehmen. Viele Passant:innen blieben stehen, schauten und hörten zu. Die Stimmung war dem Anlass entsprechend andächtig, an einer Wäscheleine hingen Fotos einiger Opfer chemischer Angriffe. Es wurde gesungen, ein Gedicht und eine Rede vorgetragen. Immer wieder wurde die Wichtigkeit und die Widerständigkeit der kurdischen Frauenbewegung hervorgehoben.
„Die kontinuierlichen Angriffe der Türkei auf die kurdischen Gebiete sind auch ein Angriff auf die dortige Frauenrevolution und die ökologisch-emanzipatorischen Errungenschaften der kurdischen Freiheitsbewegung“, sagt Maike von der internationalen Kampagne „Women Defend Rojava“. Dieser Einsatz stellt eine Verletzung des internationalem Kriegsrechts dar. Trotzdem blieb bisher eine internationale Reaktion gegenüber dem NATO-Mitglied Türkei aus. Auch die Mitgliedsstaaten der OPCW (Organisation für das Verbot chemischer Waffen), inklusive der BRD, haben keine Untersuchung eingeleitet. „Man will es sich mit der Türkei als Bündnispartner nicht verspaßen. Noch an einem Tag lässt sich Nancy Faeser mit der ‚One Love‘-Armbinde ablichten, am nächsten sieht man sie Hände schüttelnd mit dem türkischen Innenminister Suleyman Soylu. Das sind leere Gesten“, sagt Sprecherin Clara. Zuletzt hatte sich Nancy Faeser mit dem türkischen Innenminister getroffen, um über Terrorismusabwehr zu sprechen. Clara meint: „Ein Synonym für die Legitimation des Kriegs.“ Daher fordert die Kampagne eine Einleitung von Untersuchungen über Kriegsverbrechen und eine Flugverbotszone über Rojava/Nord- und Ostsyrien.
Eine Besatzungsoffensive war am 14. April in Südkurdistan/ Nordirak durch die türkische Armee gestartet. Seit dem 19. November werden auch Gebiete in Nordsyrien verstärkt bombardiert: Unter Vorwand des Istanbuler Attentats zerstört die Armee gezielt Energie- und Gesundheitsversorgung, Schulen und andere Infrastruktur sowie Gefängnisse, wodurch gefangene IS-Dschihadisten freikommen.