Gericht ordnet Meldeauflagen gegen Kirchenangreifer an

Ein Gericht in Istanbul hat Meldeauflagen gegen einen vorbestraften 26-Jährigen angeordnet, der am Wochenende eine armenische Kirche in der Bosporus-Metropole angegriffen hatte. Der Mann gab an, nach einem Wutanfall nur seinen Frust abgeladen zu haben.

Ein 26 Jahre alter Mann, der vergangenes Wochenende in Istanbul die armenische Kirche Gregor des Erleuchters angegriffen hat und zwischenzeitlich festgenommen wurde, ist gegen Meldeauflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Das entschied am Freitag die diensthabende Strafabteilung des Amtsgerichts Kartal. Innerhalb der armenischen Gemeinde sorgt die Entscheidung für Unverständnis. Die Staatsanwaltschaft hatte gefordert, dass der vorbestrafte Mazlum A. bis zum Prozess in Untersuchungshaft genommen wird. Das Gericht konnte jedoch keine Fluchtgefahr erkennen und ordnete die Freilassung des Mannes an.

Der Beschuldigte hatte sich am Samstag im Istanbuler Stadtteil Kuzguncuk am Gitter vor dem Haupteingang der 1835 eingeweihten apostolischen Kirche hochgezogen und mit roher Gewalt das Kreuz der Kirchentür abgerissen, bevor es auf den Boden warf. Nachdem der Vorfall von der Kirchenleitung angezeigt wurde, wertete die Polizei die Aufnahmen aus rund 200 Überwachungskameras aus, und identifizierte den Mann als Mazlum A. Dieser gab bei seiner Vernehmung vor Gericht an, am Tag des Angriffs nur „Frust abgelassen” zu haben. Jeder Mensch könne „von Zeit zu Zeit Wutanfälle bekommen”, in seinem Fall sei es ähnlich gewesen. Sein Verhalten habe sich nicht gegen das Christentum oder explizit gegen die Kirche gerichtet, er respektiere schließlich alle Religionen. Der Vorfall ereignete sich vielmehr „plötzlich und aus dem Nichts”, geplant gewesen sei er nicht.

Wann der Prozess wegen Kirchen-Vandalismus gegen Mazlum A. eröffnet wird, ist noch unklar. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurde der Gerichtsverkehr in der Türkei auf ein absolut notwendiges Minimum beschränkt.