Gedenken an Taylan Kahraman

Im Grafenberger Wald in Düsseldorf ist Taylan Kahraman gedacht worden. Der 21-Jährige hatte sich 1998 aus Protest gegen das internationale Komplott gegen Abdullah Öcalan selbst verbrannt.

Heute vor 22 Jahren setzte Taylan Kahraman aus Protest gegen den Beginn des internationalen Komplotts gegen Abdullah Öcalan seinem Leben ein Ende. Am 21. Dezember überschütte sich der damals 21 Jahre alte Kurde im Grafenberger Wald in Düsseldorf mit Benzin und zündete sich an. Am Ort seiner Selbstverbrennung ist an ihn erinnert worden.

Das Gedenken fand coronabedingt im kleinen Kreis statt. Unter den Anwesenden waren neben den Eltern Şengê und Cömert Kahraman auch einige Freundinnen und Freunde Taylans sowie Ilke Jiyan von der kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E). Nach einer Schweigeminute für die Gefallenen der kurdischen Bewegung durchbrach die Aktivistin und hielt eine Rede.

„Es ist nicht einfach für uns Hinterbliebene, die richtigen Worte zu finden, um diejenigen die sich der Karawane der Gefallenen anschlossen, zu beschreiben. Worte zu finden, die ihrer und ihren Geschichten würdig sind, ist schwierig. Aber diese Suche ist eine Notwendigkeit. Denn wenn die kurdische Existenz in allen Teilen Kurdistans und in Europa sich trotz der heutigen Umstände, die geprägt sind von Kriegen und Angriffen, behaupten kann, ist dies dem mühsamen Kampf der Gefallenen zu verdanken“, sagte Ilke Jiyan.

Şengê Kahraman erinnerte in einer Ansprache an die weiteren Unterstützer*innen und Mitglieder der kurdischen Befreiungsbewegung, die im Verlauf des Komplotts gegen den PKK-Gründer Öcalan ihr Leben verloren. „Ihr Tod macht uns traurig, aber gleichzeitig stärken die Gefallenen unsere Verbundenheit dem Widerstand gegenüber, unser Bewusstsein und unsere Kraft.“ Taylan Kahramans Vater, der der kurdischen Gesellschaft auch als Sänger „Ozan Cömert“ bekannt ist, sagte, dass es wohl kaum eine kurdische Familie gebe, die nicht ihre Kinder oder Angehörigen im Kampf um Kurdistan verloren hat. „Ich grüße all jene, die sich mit dem Paradigma Abdullah Öcalans vereinen.“

Über das Leben von Taylan Kahraman

Taylan Özgür Kahraman wurde am 27. März 1977 in Xozat (Hozat, Provinz Dersim) geboren, dort wuchs er bis zum zwölften Lebensjahr auf. Er war der jüngste von drei Brüdern. In seinem Heimatdorf ging er zur Schule, bis er 1988 nach Deutschland kam, wo er die Gesamtschule besuchte. Schon im Alter von zwölf Jahren lernte er die kurdische Befreiungsbewegung kennen. Er trat auf zahlreichen Veranstaltungen als Saz-Spieler oder Sänger auf und beteiligte sich vor allem an den kulturellen Aktivitäten im kurdischen Verein. Die Tatsache, dass seine Familie die PKK unterstützte, hatte starken Einfluss auf ihn, dennoch hatte er schon von klein auf seinen eigenen Kopf, war eine stolze und eigenwillige Persönlichkeit. Somit ließ er sich weder von der deutschen noch von der kurdischen Kultur vereinnahmen.

Als Jugendlicher wurde er dabei erwischt, als er „Bijî Kurdistan" (Es lebe Kurdistan) an die Wand seiner Schule schrieb. Die nachfolgende Ermittlung und eine Geldstrafe stärkten seine Bindung an die Bewegung. Ende 1998 kam der damalige PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan nach Europa, nachdem die USA und Türkei Syrien mit Krieg gedroht hatten, sollte Öcalan weiter dort bleiben. Es folgte ein Massenprotest von Kurden weltweit. Zwischen dem 9. Oktober und Anfang Dezember 1998 verbrannten sich in Kurdistan und Europa insgesamt 19 junge Menschen aus Protest. Auch Taylan war in großer Aufregung. Mit einem Freund diskutierte er immer wieder über diese Aktionsform, obwohl Abdullah Öcalan und die kurdische Befreiungsbewegung die Selbstverbrennung wiederholt kritisiert haben.

Am 21. Dezember erfuhr Taylan, dass sein älterer Bruder Sinan Cemgil am 12. September 1998 als Guerillakämpfer der ARGK (Vorgängerorganisation der HPG) in den Bergen Kurdistans gefallen war. Am selben Tag nahm er ein Foto von Sinan und eines von Abdullah Öcalan, lief in den Grafenberger Wald, wo er sich mit Benzin überschüttete und anzündete.