Am 6. Mai 1972 sind Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin Inan im Ulucanlar-Gefängnis in Ankara hingerichtet worden. In Istanbul und Ankara ist den jungen Revolutionären gedacht worden, die zu den Anführern der 68er-Bewegung gehörten.
Die erste Gedenkveranstaltung, zu der Jugendorganisationen eingeladen hatten, fand in Begleitung eines hohen Polizeiaufgebots und unter den Bedingungen der Corona-Pandemie in Dolmabahçe in Istanbul statt. Unter anderem nahmen die HDP-Abgeordneten Züleyha Gülüm, Musa Piroğlu und Murat Çepni daran teil. In einer verlesenen Erklärung der Veranstalter hieß es: „Das kapitalistische und imperialistische System setzt seine Politik der Ausbeutung und Plünderung mit unverminderter Geschwindigkeit fort.“ Der türkischen Regierung gehe es nur noch um den Machterhalt und sie suche den Ausweg aus der wirtschaftlichen und politischen Krise in den in Syrien und Kurdistan geführten Kriegen. Die Jugend wurde dazu aufgerufen, den sozialistischen Kampf „auf den Spuren von Deniz, Hüseyin und Yusuf“ weiterzuführen.
Eine weitere Veranstaltung fand am Nachmittag vor der Süreyya-Oper im Istanbuler Stadtteil Kadiköy statt.
Polizeiangriff in Ankara
Eine Gedenkveranstaltung eines Jugendbündnisses am Grabmal der drei hingerichteten Revolutionäre auf dem Karşıyaka-Friedhof in der Neustadt von Ankara wurde von der Polizei angegriffen. Es kam zu zwei Festnahmen.
Deniz, Yusuf und Hüseyin: Vertreter der revolutionären Jugendbewegung
Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin İnan gehörten zu den wichtigsten Repräsentanten der Studenten- und Jugendbewegung in der Türkei. Sie waren ab Mitte der 1960er Jahre in der „Türkischen Arbeiterpartei“ (TIP) aktiv und hatten sich durch insbesondere durch militante Aktionen wie der Beteiligung an den Protesten gegen die 6. US-Flotte, die zu der Zeit in Istanbul vor Anker lag, gegen die in der Türkei stationierten US-Streitkräfte hervorgetan. Zu diesem Zeitpunkt protestierte die Jugend in vielen Ländern gegen die etablierten Institutionen und Herrschaftsformen. Die Geschichte von Gezmiş und seinen Weggefährten ist daher untrennbar verwoben mit den damaligen politischen Verhältnissen, die ihn und andere innerhalb der aufgespaltenen türkischen Linken den Weg in den militanten Widerstand wählen ließen.