PKK-Erklärung zum 1. Mai: Die Fahne hochhalten!

„Es ist nicht nur möglich, sondern wichtiger als Brot und Wasser, Widerstand gegen die kapitalistische Moderne zu leisten und unsere Welt mit dem Paradigma einer demokratischen, ökologischen und geschlechterbefreiten Gesellschaft neu aufzubauen.“

Das Exekutivkomitee der Arbeiterpartei Kurdistan (PKK) ruft dazu auf, überall aktiv und mit kreativen Methoden an den Veranstaltungen zum Kampftag 1. Mai teilzunehmen.

In einer aus diesem Anlass veröffentlichten Erklärung wünscht die PKK allen Werktätigen, Unterdrückten, Frauen und Jugendlichen, die für Freiheit, Demokratie und Sozialismus kämpfen, eine gute 1.-Mai-Feier und gedenkt der Toten, die im Verlauf der Geschichte an diesem Tag und im Arbeiterkampf ums Leben gekommen sind.

Die PKK bezeichnet es in ihrer Erklärung als vorrangige Aufgabe, den revolutionär-demokratischen Kampf gegen das kapitalistische System und den nationalstaatlichen Faschismus zum 1. Mai auf eine noch wirksamere, kreative und ergebnisorientierte Weise zu führen. Das patriarchale, machtorientierte und etatistische System der kapitalistischen Moderne ist laut PKK die Ausgangsbasis für alles Schlechte.

Das durch dieses System hervorgerufene Bild fasst die PKK wie folgt zusammen:

-Jeden Tag verhungern über 20.000 Menschen, ebenso viele sterben an Krankheiten und Pandemien, die das kapitalistische System verursacht hat. Hunderte Menschen sterben in Kriegen, Tausende erleiden bleibende Schäden.

-Millionen Menschen werden dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Sie werden als Flüchtlinge zu einem Sklavendasein verurteilt.

-Millionen Werktätige leben an der Hungergrenze.

-Millionen Frauen und Kinder werden im Zuge des männlichen Herrschaftsdenkens ermordet, vergewaltigt und missbraucht.

-Millionen junge Menschen sind zur Arbeitslosigkeit verdammt. Ihre Hoffnungen und Träume werden zerstört, sie werden versklavt.

-Unsere paradiesähnliche Erde wird durch Massaker an Natur und Kultur in eine Hölle verwandelt, in der kein Leben mehr möglich ist.

Für ein neues und freies Leben

Der Krieg gegen die Gesellschaft, gegen Frauen, Völker und Kulturen gehöre ebenso wie die Ausbeutung der Natur zur Routine des kapitalistischen Systems, heißt es weiter in der Erklärung. Der globale Monopolismus versuche die Gesellschaft und ihre Widerstandskräfte einzuschläfern und ihnen jeglichen Kampfgeist zu nehmen, um sich von jeglicher Last zu befreien, die eine Profitmaximierung verhindern könnte. „Aus diesem Grund ist es nicht nur möglich, sondern wichtiger als Brot und Wasser, unsere Welt mit einem neuen und freien Leben neu aufzubauen, indem mit dem Paradigma einer demokratischen, ökologischen und geschlechterbefreiten Gesellschaft Widerstand gegen das kapitalistische System und seine Angriffe geleistet und der auf Freiheit und Unterschiedlichkeit basierende Kampf für Gleichheit und Demokratie ausgeweitet wird“, so die PKK.

Den Faschismus im Mülleimer der Geschichte entsorgen

An der Spitze derjenigen, die den Angriff auf die unterdrückten Völker, Gemeinschaften und Werktätigen mit niederträchtigen Spezialkriegsmethoden als günstige Gelegenheit betrachten, steht zweifellos die ausbeuterische und mörderische AKP/MHP-Regierung in der Türkei, heißt es weiter in der Erklärung. Die Regierung versuche sich an der Macht zu halten, indem sie ihre Angriffe fortsetzt und den Befreiungskampf des Volkes Kurdistans und die revolutionär-demokratischen Bewegungen im Mittleren Osten und in der Türkei vernichtet. Am diesjährigen 1. Mai müsse der seit einem halben Jahrhundert andauernde Kampf für Demokratie und Freiheit, der mit Mahir Çayan, Deniz Gezmiş, Sinan Cemgil und Ibrahim Kaypakkaya in den sechziger Jahren begonnen habe und von Abdullah Öcalan und Revolutionären wie Haki Karer und Kemal Pir fortgesetzt wurde, vergrößert und weiterentwickelt werden, um den AKP/MHP-Faschismus im „Mülleimer der Geschichte“ zu entsorgen und die Entwicklung einer demokratischen Revolution ebenso wie in Kurdistan und der Türkei im Mittleren Osten und auf der ganzen Welt voranzutreiben.

Angst in der Stunde des Todes

„So wie die Türkei eine Festung der kapitalistischen Moderne ist, ist das Folter- und Isolationssystem auf Imrali eine Festung innerhalb der Türkei. Dieses für Rêber Apo [Abdullah Öcalan] entwickelte System wird basierend auf dem Coronavirus allen Frauen, Werktätigen, Völkern und Unterdrückten aufgezwungen. Indem die gesamte Gesellschaft im häuslichen Raum eingesperrt und aus Kurdistan und der Türkei ein großes Gefängnis gemacht wird, wollen die Machthabenden ihre Herrschaft in allen Lebensbereichen reproduzieren und auf diese Weise ihre Existenzdauer verlängern. Sie greifen zu allen erdenklichen Methoden, um die eigene Angst in der ganzen Gesellschaft zu verbreiten. Dass Angst in der Todesstunde nichts nützt, wissen vielleicht nicht die Herrschenden, aber unser Volk, die Werktätigen und Unterdrückten wissen es nur zu gut.“

Widerstand gegen Isolation und Kapitulation

„Unser Ziel, Kurdistan zu befreien und die Türkei, den Mittleren Osten und die Welt zu demokratisieren, können wir erreichen, wenn wir den von Rêber Apo seit 21 Jahren mit großem Freiheitswillen und Bewusstsein geleisteten Widerstand gegen das Folter- und Isolationssystem auf Imrali richtig verstehen, uns diesem Widerstand auf richtige Weise anschließen und die faschistische Mentalität und Politik zerschlagen, mit der heute die gesamte Gesellschaft basierend auf Corona zu Isolation und Kapitulation gedrängt wird.

Unsere Guerillakräfte führen mit diesem Ziel einen heldenhaften Kampf gegen den AKP/MHP-Faschismus, sie üben Vergeltung und teilen tödliche Schläge aus. Unser Volk leistet gemeinsam mit den Demokratiekräften der Türkei und des Mittleren Ostens einen ehrenwerten Widerstand gegen jede Art von Angriffen und marschiert entschlossen weiter. Der 1. Mai steht für eine neue Kampfphase, in der dieser Marsch für Freiheit einen Höhepunkt erreicht, sich weiterentwickelt und wir sichere Ergebnisse bekommen.“

Am Ende der Erklärung ruft die PKK dazu auf, die 1.-Mai-Fahne hochzuhalten, sich aktiv und mit kreativen Methoden an den Veranstaltungen zu beteiligen, die Feiern mit dem Kampf gegen Isolation und Vernichtung zu verbinden und aus jedem Ort einen Raum für Einheit, Solidarität und Kampf zu machen.