PKK: Es lebe der 1. Mai
Das Exekutivkomitee der PKK hat zum internationalen Kampftag der Arbeiter*innenklasse eine Botschaft veröffentlicht.
Das Exekutivkomitee der PKK hat zum internationalen Kampftag der Arbeiter*innenklasse eine Botschaft veröffentlicht.
Anlässlich des internationalen Kampftages der Arbeiter*innenklasse hat das Exekutivkomitee der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) eine Botschaft veröffentlicht.
„Überall auf der Welt finden kraftvolle und erfolgreiche Feiern zum 1. Mai statt. Als Volk und Bewegung begegnen wir diesem 1. Mai im Widerstand für Freiheit und Demokratie gegen eine faschistisch-rassenfanatische Politik und Mentalität. Unseren erfolgreichen Kampf gegen den Faschismus des sogenannten ‚Islamischen Staates‘ (IS), dem Unheil der Völker, führen wir unter der Maxime ‚Die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen, Kurdistan befreien‘ gleichermaßen gegen die faschistische AKP-MHP. Auf dieser Grundlage feiern wir den 1. Mai der Arbeiter*innen, Proletarier*innen und Unterdrückten, die sich am Widerstand für die Demokratie und den Sozialismus beteiligen, und wünschen ihnen Erfolg.
Alle Völker und Unterdrückten, besonders unser Volk, haben am 1. Mai ihre größten Kämpfe für Freiheit und Demokratie ausgetragen. Die Gefallenen der Arbeiter*innenklasse sind von unbezahlbarem Wert. Heute findet dieser Kampf an allen Orten der Welt noch kraftvoller statt, fordert jedoch auch ihre Opfer. In diesem Sinne gedenken wir den Gefallenen des Taksim-Massakers am 1. Mai 1977 [auch ‚Blutiger 1. Mai‘, bei dem 34 Menschen getötet, weitere 136 verwundet und 453 Personen festgenommen wurden, Anm. d. Red.], unserem legendären Guerillakommandanten und Genossen Ramazan Kaplan [Nom de Guerre: Celal Hoca, geriet Ende April 1985 nach Kämpfen mit der türkischen Armee in Bedlîs (Bitlis) verletzt in Gefangenschaft, wurde gefoltert und starb am 1. Mai, Anm. d. Red.] sowie allen weiteren Gefallenen vom 1. Mai.
Die Utopie des Sozialismus verkörpert sich zweifelsohne in der Realität des 1. Mai am bestmöglichsten. Für Freiheit, Gleichheit, Gleichberechtigung, Gemeinwirtschaft und Solidarität zieht der 1. Mai die Massen an und wird zum Geist des Widerstandes. Dieser Tag bringt die lebendige Realität des Sozialismus zum Ausdruck. Daher kann kein Angriff der kapitalistischen Moderne den Geist des 1. Mai schwächen und die Bedeutung dieses Tages für die Unterdrückten verringern. Im Gegenteil: Auch unter den schwierigsten Voraussetzungen bewirkt der Kampftag der Arbeiter*innenklasse mit seinem Sinn für Einheit, Solidarität und dem Widerstandsbewusstsein, den Kampf für Freiheit und Demokratie zu vergrößern.
Frauenbefreiung und ökologische Prinzipien Eckpfeiler demokratischer Gesellschaften
Heute bietet der Dritte Weltkrieg zwischen dem globalen Kapitalsystem und den auf dem Status quo beharrenden Nationalstaaten im Mittleren Osten den Völkern der Region und allen Unterdrückten bedeutende Möglichkeiten, die globale kapitalistische Ausbeutung und faschistische Angriffe zu bekämpfen.
Mit dem Scheitern des Realsozialismus setzen sich Unterdrückte mit den seitdem durchlaufenen Entwicklungen und den Chancen und Möglichkeiten des Kampfes auseinander. Auf diese Weise entfaltet sich der Widerstand für einen demokratischen Sozialismus, der sich gegen das System der kapitalistischen Moderne richtet, und breitet sich auf alle Bereiche des Lebens aus.
Damit sich der Kampf für Freiheit, Gleichheit und Demokratie jedoch entwickeln kann, bedarf es einem solideren und umfassenderen Verständnis der Gründe für das Scheitern des Realsozialismus, der eingehenderen Analyse der Realität und des gegenwärtigen Zustands der kapitalistischen Moderne und ein Bewusstsein für den Kampf gegen das Kapitalsystem.
In diesem Zusammenhang ist es besonders bedeutend zu erkennen, dass die Eckpfeiler des demokratischen Sozialismus wie beispielsweise politische oder soziale Gleichheit und Gleichberechtigung nicht vom Staat umgesetzt werden können. Hierfür kann eine Auseinandersetzung mit der vom Vorsitzenden Abdullah Öcalan entwickelten Theorie der Demokratischen Moderne, die den Weg für den Befreiungskampf aller Unterdrückten ebnet, verfolgt werden. In diesem Sinne rufen wir alle sozialistischen und revolutionären Kräfte auf, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Der demokratische Sozialismus wird nicht mit den Mitteln der Machtausübenden oder Staaten kommen. Für demokratische Gesellschaften benötigen wir Bewegungen und Parteien, die sich an Frauenbefreiung und ökologischen Prinzipien orientieren.
Es ist klar, dass eine Welt ohne demokratischen Sozialismus keine lebendige Welt ist. Durch die Hand kapitalistischer Monopole wurde unsere Erde nahezu zerstört. Kapitalismus bedeutet Krise, Chaos, Ausbeutung und Krieg. Das System der kapitalistischen Moderne befindet sich inmitten des Dritten Weltkrieges. Diesem wird es sich nicht entziehen, sondern inmitten von Krisen und Chaos seine Weltherrschaft weiter aufrechterhalten wollen. Niemand sollte erwarten, dass sich die kapitalistische Moderne aus eigener Kraft von diesem Zustand befreien oder ihn zumindest abmildern will oder kann. Der demokratische Sozialismus ist die einzige Option, welche die gesamte Menschheit vor Krieg, Ausbeutung, Unterdrückung und Ungleichheit schützen wird. Folglich müssen wir den Aufbau einer demokratischen Moderne, die uns zum Sozialismus führen wird, auf revolutionäre Weise vorwärtsbringen.
1.Mai-Feiern mit Widerstand gegen Isolation vereinen
Wir als PKK sind mit all unserer Kraft im Widerstand, um den Kurdistan-Zweig solch einer Revolution entstehen und regional etablieren zu lassen. Für ein Leben jenseits von Staat und Macht auf der Basis kommunaler Organisierung - orientiert an demokratischen Prinzipien - beginnen wir bei uns selbst, indem wir die Organisierung einer demokratischen Gesellschaft und den Aufbau einer demokratischen Nation vorantreiben. Unterstützt werden wir dabei von unserem Vorsitzenden Abdullah Öcalan und den heldenmütigen Gefallenen, die diesen Weg ebneten. Auch der Widerstand und die Opferbereitschaft unseres Volkes, insbesondere der Kampf der Frauen und der Jugend, motiviert uns dabei.
Auf dieser Grundlage halten wir uns bei allen gesellschaftlichen Problemen, die Lösungen benötigen, an das Leitkonzept des Demokratischen Konföderalismus, der auf der Basis von demokratischer Autonomie eine demokratisch-ökologische Zivilgesellschaft schaffen soll, die keine Staatsgründung zum Ziel hat. Es ist eben dieser Kampf, der sich gegen das moderne Kapitalsystem und Angriffe von faschistischen, nationalstaatlichen Akteuren richtet.
Wir begegnen diesem 1. Mai inmitten unserer Widerstandsoffensive ‚Die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen und Kurdistan befreien‘ und vereinen ihn mit dem Geist der Einheit und Solidarität, der diesen Tag ausmacht. Als Partei, Guerilla und Volk versuchen wir unser Leben in Übereinstimmung mit dem Wesen des 1. Mai zu gestalten und setzen uns in allen Bereichen für Freiheit, Vielfalt und demokratischen Sozialismus ein. In den Bergen, Städten und Kerkern leisten wir Widerstand. Von Guerillaaktionen und Volksaufständen bis hin zur großen Hungerstreikbewegung, initiiert von der DTK-Vorsitzenden Leyla Güven – gestalten wir unsere Formen des Kampfes den Umständen entsprechend. Mit dieser Methode haben wir den Faschismus der AKP-MHP an den Rand des Zusammenbruchs gebracht und wir glauben, dass wir sehr bald schon die Isolation durchbrechen werden. Als Völker Kurdistans und der Türkei können uns weder die barbarischen Angriffe der faschistischen Erdogan-Regierung aufhalten noch Provokationen oder Spezialkriegsmethoden. Sowohl die Guerilla als auch die Bevölkerung reagiert tagtäglich auf die niederträchtigen Angriffe des AKP/MHP-Faschismus gegen Hungerstreikende und kurdische Mütter. An diesem 1. Mai werden wir den Gipfelpunkt der Rechenschaft erreichen, die wir von den faschistischen Mördern verlangen.
In diesem Sinne gedenken wir ein weiteres Mal mit Respekt und Dankbarkeit den 1.-Mai-Gefallenen, gratulieren unserem patriotischen Volk und den Arbeiter*innen der Welt zu ihrem Tag und rufen unsere Bevölkerung auf, die Fahne des 1. Mai überall emporzutragen und sich an den Feierlichkeiten aktiv zu beteiligen.“