Am 7. April 2019 ist die internationalistische Guerillakämpferin Sarah Handelmann in der südkurdischen Region Gare bei einem türkischen Luftangriff gefallen. In Berlin haben junge Internationalist:innen zu ihrem Andenken am Sonntag einen Gedenkabend organisiert. Bei der Veranstaltung wurde gemeinsam an Sarah Handelmann erinnert, da, wie es in einem Redebeitrag zur Geltung kam, gerade auch in der aktuellen Lage das Erinnern an gefallene Kämper:innen von besonderer Wichtigkeit sei.
Sarah Handelmann wurde 1985 in Deutschland geboren und wuchs in einem kleinen Dorf in Ostdeutschland auf. Nach der Schule studierte sie drei Jahre Literatur in Tübingen, wo sie linksradikale Ideen kennenlernte und sich der anarchistischen Bewegung zugehörig fühlte. Anschließend studierte sie in Berlin an der Filmhochschule und arbeitete später als Kamerafrau. Die kurdische Bewegung lernte sie bei den Dreharbeiten zu dem Film Xwebûn 2016 in Amed (tr. Diyarbakir) in Nordkurdistan kennen. Sie war von der Widerständigkeit der Frauen und der gesamten Bevölkerung berührt und inspiriert. Als Feministin gab ihr vor allem die starke Organisierung der Frauen auch für eine eigene Perspektive Hoffnung.
2017 ging Sarah Handelmann nach Rojava, wo sie nach kurzer Zeit die Entscheidung traf, sich der Frauenguerilla YJA Star in den Bergen Südkurdistans anzuschließen. Sie nahm den Namen „Sara Dorşîn“ an, inspiriert von der 2013 in Paris ermordeten kurdischen Revolutionärin Sakine Cansız, um ihren Kampf weiterzuführen. Eine Teilnehmerin des Gedenkabends sagte über die Internationalistin: „Für uns ist Sarah, ihre Entschlossenheit, ihre Klarheit und ihr Mut, das Richtige zu tun, wegweisend und für immer Teil unseres Kampfes geworden. Als Frau aus Europa, die die Entscheidung traf, in die Berge Kurdistans zu gehen, um das Leben mit der Waffe in der Hand zu verteidigen, hat sie eine wichtige Rolle in der Geschichte eingenommen, wie so viele Frauen vor ihr. Sie hat ihre historische Verantwortung erkannt und ist ihr kompromisslos gefolgt.”
Den Film Xwebûn, zu Deutsch „Selbstwerden“ oder „Selbstsein“, drehte Sarah Handelmann zusammen mit Cora Hoffmann und Antonia Kilian. Nach der Vorführung des Werks wurde gemeinsam das Lied „Sara Genossin” gesungen, das Freundinnen in Erinnerung an sie geschrieben haben. Eine internationalistische Aktivistin äußerte: „Wir wollen uns Sarahs Mut zum Vorbild nehmen und in unsere Arbeiten tragen.“ Laut und kraftvoll endete der Abend mit dem gemeinsamen Rufen von „Die Gefallenen sind unsterblich“ und Beifall.