Frage an Davutoğlu: Warum sind wir ermordet worden?
In drei Städten der Türkei ist der ehemalige Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu dazu aufgefordert worden, sein Wissen über die blutigen Anschläge im Jahr 2015 öffentlich zu machen.
In drei Städten der Türkei ist der ehemalige Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu dazu aufgefordert worden, sein Wissen über die blutigen Anschläge im Jahr 2015 öffentlich zu machen.
In der vergangenen Woche hat der ehemalige türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu im Verweis auf die Zeit zwischen den Wahlen am 7. Juni und 1. November 2015 erklärt: „Wenn die Akten zum Antiterrorkampf geöffnet werden, können sich viele Personen nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen.“ Die Andeutung legt nahe, dass der AKP-Politiker Kenntnis von Informationen zu der blutigen Anschlagsserie in der Türkei hat, die nicht öffentlich gemacht wurden.
Die Hinterbliebenen der Anschläge von Pirsûs (Suruç), Ankara und Amed (Diyarbakir) fordern Davutoğlu auf, sein Wissen preiszugeben. Auf zeitgleichen Pressekonferenzen in Istanbul, Ankara und Amed stellten sie die Frage: „Warum und wie sind wir ermordet worden?“
Davutoğlu sei selbst wichtiger Teil der Regierung gewesen, die laut seiner Andeutung in „finstere Angelegenheiten“ verwickelt sei, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der drei Initiativen. „Wir fragen nicht, was in dieser Zeit passiert ist, denn das wissen wir zu gut. Wir fragen, wie es passiert ist. Wir wenden uns an Davutoğlu und die politische Macht, aus der er gekommen ist: Während Ihrer Regierungszeit wurde unser Land zum Durchgangsweg für die blutigsten Dschihadisten der Geschichte. Die IS-Militanten konnten sich hier frei bewegen, in einigen Gebieten führten sie sogar Ausweiskontrollen durch. Die Türkei ist zu einem komfortablen Raum für sie geworden, in dem sie sich nach Belieben organisieren konnten und keine ernsthafte juristische Verfolgung stattgefunden hat.“
Die Prozesse um die Anschläge in Pirsûs, Amed und Ankara sind noch nicht abgeschlossen. Die Hinterbliebenen fragen Davutoğlu: „Denken Sie darüber nach, sich wie ein der Bevölkerung gegenüber verantwortungsbewusster Politiker zu verhalten und Ihre Andeutungen im Gerichtssaal aufzuklären? Oder planen Sie, Ihr Wissen als Trumpf in Ihrem Kampf gegen die AKP zu benutzen? Machen Sie öffentlich, warum und wie wir zwischen dem 7. Juni und dem 11. November ermordet wurden.“