Gedenken an Opfer des Anschlags vom 5. Juni in Amed

Am 5. Juni 2015, zwei Tage vor den Parlamentswahlen, ging eine Bombe auf der Abschlusskundgebung der HDP in Amed hoch. Gestern wurde den Opfern dieses Anschlags gedacht.

Dieser Anschlag markierte den Beginn einer dunklen Zeitepoche der Türkei, die bis heute andauert. Am 5. Juni 2015 kam es während der Wahlkundgebung der HDP in Amed (Diyarbakir) zu zwei Explosionen, bei denen fünf Menschen ihr Leben ließen und hunderte weitere Personen verletzt wurden, 16 von ihnen schwer. Gestern versammelten sich zahlreiche Menschen am Ort des Anschlags, um den Opfern zu gedenken. Die Ko-Sprecherin der HDP in Amed, Hülya Uyanık Alökmen, erklärte bei dem Gedenken: „Die Explosionen an jenem Tag in Amed richteten sich gegen die Freiheit, den Frieden, den Willen zum gemeinsamen Leben und die Forderung nach Selbstbestimmung. Doch unsere Reaktion auf diesen Anschlag war nicht ein Gefühl von Rache. Wir werden die Opfer der Anschläge hier, in Pirsûs (Suruç), in Ankara und in Dîlok (Antep) nicht vergessen. Doch um den Gedenken der Opfer gerecht zu werden, müssen wir für die friedenserfüllte Welt, die sie sich gewünscht hatten, kämpfen.“ Das Gedenken endete damit, dass Nelken am Ort der Explosion niedergelegt wurden.

Verantwortlich für den Anschlag vor vier Jahren war der IS . Doch obwohl der Attentäter auf den Fahndungslisten der türkischen Sicherheitskräfte stand, ließen diese ihn wohl gewähren. Die Polizeikräfte zogen sich vor dem Anschlag zurück. Nach den Explosionen wurde die Menschenmenge mit Wasserwerfern und Gasgranaten der Polizei angegriffen. Die Umstände des Anschlags ließen Spekulationen aufkommen, wonach die türkische Regierung den Anschlag zumindest zuließ, um kurz vor den Parlamentswahlen für Chaos zu sorgen und auf diese Weise den Wahltermin zu verschieben. Doch dazu kam es nicht, weil die Bevölkerung von Amed trotz der Toten besonnen reagierte. Am Wahltag verlor die AKP dann ihre absolute Mehrheit und die HDP erreichte mehr als 13 Prozent der Stimmanteile. Weil die AKP die Wahlergebnisse nicht akzeptierte, kam es im November desselben Jahres zu Neuwahlen.