Femizid in Amed: 33-Jährige von Ex-Partner erschossen

In Amed ist eine 33-Jährige erschossen worden. Als dringend tatverdächtig gilt der Ex-Partner der Mutter von drei Kindern. Eine Fahndung nach ihm verlief bislang ohne Erfolg.

Kein Tag ohne Femizid in der Türkei

In Amed (tr. Diyarbakır) ist eine 33-Jährige durch Pistolenschüsse getötet worden. Als dringend tatverdächtig gilt der Ex-Partner, der die Frau, deren Name mit Hilal Kar angegeben wurde, auf offener Straße von hinten erschossen haben soll und anschließend geflüchtet sei. Eine Fahndung nach dem 40-Jährigen verlief bislang ohne Erfolg.

Nach Angaben der Behörden waren am Sonntag kurz nach Mittag mehrere Notrufe eingegangen, die von Schüssen im Viertel Rezan (Bağlar) berichteten. Als Rettungskräfte vor Ort eintrafen, konnten sie nur noch den Tod der Frau feststellen. Nachbarn kritisierten, dass dem Schützen nur deshalb die Flucht gelang, weil die Polizei zu spät am Tatort eintraf. Sie schilderten, dass das Paar mit drei gemeinsamen Kindern in einer nach islamischem Ritus geschlossenen Ehe lebte und seit eineinhalb getrennt war. Immer wieder habe es Streit gegeben, weil der Mann die Trennung der Frau von ihm nicht habe akzeptieren wollen und ständig vor ihrer Wohnung auftauchte.

Nach einer lauten Auseinandersetzung am Samstagabend habe der 40-Jährige die Frau heute erneut abgepasst. Sie habe nicht mit ihm sprechen wollen und sei einige Schritte gegangen. Dann habe er heimtückisch seine Waffe gezückt und ihr von hinten in den Kopf geschossen. Als sie schon am Boden lag, habe er einen zweiten Schuss auf die Frau abgegeben. Dann sei er seelenruhig in ein Taxi gestiegen und geflüchtet.

Dieser Ablauf ist auch laut Staatsanwaltschaft gut bekannt, weil mehrere Augenzeug:innen die Tat beobachteten. Die Kriminalpolizei und eine Einheit der Spurensicherung sicherten inzwischen den Tatort ab, die Straße „5 Nisan“ bleibt bis zum Abend gesperrt. Weitere Hintergründe sind zurzeit nicht bekannt. Eine Obduktion ist geplant.

Kein Tag ohne Femizid

In der Türkei vergeht fast kein Tag ohne Femizid. Allein im Mai wurden nach Recherchen der Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (KCDP) mindestens 40 Frauen von Männern aus ihrem Umfeld ermordet. Dazu kommt eine Dunkelziffer von 20 getöteten Frauen, bei denen ein Femizid nicht zweifelsfrei nachzuweisen ist, obwohl der Zusammenhang einen patriarchal motivierten Mord nahelegt. Morde an Frauen werden auch als Femizide bezeichnet. Der Begriff soll ausdrücken, dass hinter diesen Tötungen oft keine individuellen, sondern gesamtgesellschaftliche Probleme wie etwa die Abwertung von Frauen und patriarchale Rollenbilder stehen. Die in Istanbul ansässige Organisation KCDP sieht die Dichte an tödlicher Gewalt gegen Frauen in der Türkei als Ergebnis der Regierungspolitik von Staatspräsident Erdoğan.