Vertreibung der Zivilbevölkerung
Seit dem 17. April 2024 greift der türkische Staat die Medya-Verteidigungsgebiete Metîna, Zap und Avaşîn in Südkurdistan massiv aus der Luft und am Boden an. Da die Guerilla kaum greifbar ist, verfolgt der türkische Staat eine Politik des systematischen Angriffs auf die Zivilbevölkerung. Nach Angaben der Christian Peacemaker Teams (CPT) hat die Türkei Südkurdistan in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 mindestens 833 Mal bombardiert. Das sind allein die von der Friedensorganisation CPT registrierten Angriffe. Mindestens acht Zivilisten wurden dabei getötet. Den Angaben zufolge sollen seit 2020 aufgrund der Angriffe mehr als 500 Dörfer in Südkurdistan verlassen worden sein.
Journalist Baran Germiyanî warnt, etwa 600 Dörfer seien akut durch die Angriffe bedroht
Gare im Visier
Der Journalist Baran Germiyanî berichtete gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya über die Situation in der Region. Er sagte, die Angriffe seien in einem Bereich bis etwa 40 Kilometer südlich der türkischen Staatsgrenze besonders massiv und etwa 600 Dörfer akut durch die Angriffe bedroht.
Real weit mehr als 1.000 Luftangriffe in diesem Jahr
Germiyanî erklärte: „Nach den Statistiken einiger Organisationen, die die Bombardierungen durch die türkische Armee überwachen, gab es in diesem Jahr über 800 Angriffe auf Südkurdistan. Nach den Daten, die wir vor Ort erhalten haben, können wir jedoch sagen, dass es mehr als tausend waren. Hunderte von Dörfern wurden seit 2015 vollständig verlassen und mehr als 600 Dörfer sind derzeit bedroht. Anfang April führte die Türkei außerdem einen groß angelegten Luftangriff auf das Gare-Gebirge durch. Ziel war es, die Bewohnerinnen und Bewohner der Dörfer in der Bergregion zu vertreiben und sie dazu zu zwingen, ihr Land dauerhaft aufzugeben. Damit sollte ein Einfallstor für Angriffe geöffnet werden. Die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Angriffs auf Gare ist in der kommenden Phase sehr hoch.“
PDK und Irak schweigen zu den Angriffen
Der Journalist kritisierte die südkurdische PDK-Regierung und die irakische Regierung: „Der Irak hat sich trotz all dieser Angriffe nicht positioniert und tut es auch weiterhin nicht. Die Menschen, die in diesen Regionen leben, sind Opfer. Sie mussten ihre Häuser verlassen und können nicht auf ihr Land zurückkehren. Sie können keine Landwirtschaft und Viehzucht betreiben. Trotz der Angriffe der Türkei seit 2015 haben weder die irakische Regierung noch die Regierung von Hewlêr [Erbil] irgendeine Reaktion gezeigt. Die PDK errichtet Militärstützpunkte in den von der Türkei angegriffenen Gebieten. Türkische Soldaten führen Angriffe durch und tragen dabei die Uniformen der Peschmerga. Die PDK hat die gesamte Macht usurpiert. Wir sehen, dass die PDK ihre Stützpunkte an die Türkei übergeben hat. Alle können sehen, dass die PDK Militärstraßen baut und dem türkischen Staat logistische Unterstützung leistet.“