Ezidische Verbände fordern Autonomiestatus für Şengal

Ezidische Verbände haben in Düsseldorf auf einer Gedenkveranstaltung zum Völkermord vom 3. August 2014 einen Autonomiestatus für Şengal und Schutz vor Angriffen der Türkei auf die Region im Nordirak gefordert.

Gedenkveranstaltung in Düsseldorf

Der Dachverband der êzîdischen Frauenräte in Deutschland e.V. (SMJÊ) und der Zentralverband der êzîdischen Vereine e.V. (NAV-YEK) haben vor dem nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf einen Autonomiestatus für die Şengal-Region im Nordirak und ein Ende der Luftangriffe der Türkei auf Überlebende des Völkermords an der ezidischen Gemeinschaft gefordert. Auf der Kundgebung am Samstag wurde der Opfer des Genozids und Feminizids vom 3. August 2014 gedacht. In einer Erklärung hieß es, dass die Wunden in Şengal immer noch nicht verheilt sind und das Schicksal von Tausenden vermissten Ezidinnen und Eziden weiterhin unbekannt ist. Die Überlebenden hätten sich in den vergangenen zehn Jahren organisiert und kämpften auf politischer, gesellschaftlicher, militärischer, kultureller und ökonomischer Ebene für den Schutz ihrer gemeinschaftlichen Werte. Damit die ezidische Gemeinschaft in Sicherheit leben und Şengal wieder aufgebaut werden könne, müssten die türkischen Angriffe gestoppt und ein Flugverbot über der Region erlassen werden.


Die Vorsitzende der Partei Die Linke, Janine Wissler, forderte einen generellen Abschiebestopp für geflüchtete Ezid:innen in Deutschland. Die Bundesregierung müsse zudem Druck auf die Türkei ausüben. „Heute jährt sich der Völkermord an den Jesidinnen und Jesiden zum zehnten Mal. Während die Bundesaußenministerin auf Einhaltung der Menschenrechte drängt, sind in Deutschland bis zu 10.000 irakische Jesidinnen und Jesiden von Abschiebung bedroht. Die ersten Bundesländer haben bereits mit der Abschiebung begonnen, weil es angeblich keine gruppenspezifische Verfolgung mehr gibt. Im Irak werden sie noch immer verfolgt und sind bedroht. Hunderttausende leben in bitterer Armut und können die Flüchtlingslager nicht verlassen, weil sie in ihren angestammten Siedlungsgebieten von radikalen Islamisten bedroht werden. IS-Terroristen haben tausende Jesidinnen und Jesiden ermordet, gefoltert und versklavt. Noch immer gelten viele Verschleppte als vermisst“, erklärte Janine Wissler bei der Gedenkveranstaltung. „Der Bundestag hat die Gräueltaten gegen die Jesiden zurecht als Völkermord anerkannt. Deshalb muss die Bundesregierung nun Taten folgen lassen und einen generellen Abschiebestopp für Jesidinnen und Jesiden erklären. Wenn jedes Bundesland weiterhin selbst entscheidet, ob es jesidische Männer, Frauen und Kinder abschiebt oder nicht, verunsichert man die Menschen zusätzlich. Die Jesidinnen und Jesiden verdienen Rechtssicherheit und Schutz. Deutschland darf sie nicht an ihre Mörder und Sklavenhalter ausliefern und auch nicht in Flüchtlingslager schicken, aus denen es kein Entrinnen gibt. Die Bundesregierung muss zudem Druck auf die Türkei machen, dass die Unterdrückung der Jesiden innerhalb der Türkei und die Angriffe auf deren Gebiete in Syrien und dem Irak endlich aufhören."