Ermittlungsakte im Fall Hakim Lokman unter Geheimhaltung

Die Ermittlungen gegen den am Samstag in Istanbul getöteten Kurden Hakim Lokman sind als Verschlusssache eingestuft worden. Der 45-Jährige aus Duhok soll erstochen worden sein, weil er Kurdisch sprach.

Antikurdischer Rassismus

Im Fall des Kurden Hakim Lokman, der in Istanbul Opfer eines mutmaßlich rassistisch motivierten Gewaltverbrechens wurde, sind die Ermittlungen als Verschlusssache eingestuft worden. Wie die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) unter Berufung auf die Anwaltsvereinigung ÖHD berichtete, wurde die Akte auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft durch eine Strafabteilung am Istanbuler Amtsgericht mit der Geheimhaltungsverfügung belegt. Durch die Anordnung haben Rechtsbeistände keine Einsicht in die Ermittlungsakte. ÖHD will gegen die Entscheidung vorgehen.

Der 45 Jahre alte Hakim Lokman wurde am Samstag in Istanbul erstochen. Der Kurde aus Duhok in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) aß gerade mit zwei seiner Cousins in einem Bistro zu Abend, als er von weiteren Gästen angepöbelt wurde, weil Kurdisch gesprochen worden sei. Diesen Sachverhalt schilderten die beiden Männer sowohl der Polizei als auch der Rechtsanwältin Berivan Barin. Nach einer kurzen verbalen Auseinandersetzung verließ das Trio das Café offenbar. Wenige Augenblicke später seien sie jedoch von einem Mob aus zehn bis zwölf Personen attackiert worden, darunter auch die vier Pöbler. Mehrere der Angreifer sollen mit Messern bewaffnet gewesen sein und unmittelbar zugestochen haben. Hakim Lokman wurde durch einen Stich ins Herz getötet, er hinterlässt sieben Kinder. Seine Cousins erlitten nicht lebensbedrohliche Stichverletzungen an verschiedenen Körperstellen.

Kritik an „Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation“ 

Seit der Tat sind knapp 48 Stunden vergangenen, doch zur Festnahme von Verdächtigen kam es bislang nicht. Das dem türkischen Kommunikationsdirektor unterstehende „Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation“ nannte am Montag lediglich die Initialen von drei männlichen Personen, die als Tatverdächtige gelten würden. Entgegen der „Fake News“, die in sozialen Netzwerken kursierten, wonach es sich bei dem tödlichen Angriff um ein rassistisch motiviertes Verbrechen handelt, sei der „Streit“ zwischen den Opfern und den „drei Angreifern“ – einer davon sei Angestellter des Bistros, in dem Hakim Lokman zu Abend aß – deshalb entbrannt, weil der Getötete „Frauen schief angeguckt“ habe. Die Cousins des Mannes, die den Angriff überlebten und danach über mehrere Stunden in Polizeigewahrsam verbringen mussten, widersprachen den Ausführungen des Büros. Dem türkischen Antidesinformationszentrum wird regelmäßig von oppositionellen Medien und Faktencheck-Portalen vorgeworfen, Desinformation nicht zu bekämpfen sondern gezielt zu verbreiten.