Eelam-Tamil:innen zeigen schwarze Flagge

Am 4. Februar zeigten Eelam-Tamilinnen und -Tamilen weltweit die schwarze Flagge. Denn an diesem Datum jährte sich die Staatsgründung Sri Lankas zum 75. Mal. Die kurdische Community beteiligte sich vielerorts an Protesten.

Am Sonnabend, dem 4. Februar, zeigten Eelam-Tamilinnen und -Tamilen weltweit die schwarze Flagge. Denn an diesem Datum jährte sich die Staatsgründung und Unabhängigkeit Sri Lankas von der britischen Besatzung zum 75. Mal. Der eelam-tamilischen Bevölkerung gilt dieser Tag nicht als Grund zur Freude, sondern vielmehr als Beginn eines bis heute andauernden Martyriums. Der sri-lankische Staat praktiziert bis heute eine Politik des Genozids gegenüber den Eelam-Tamilinnen und -Tamilen.

Der Höhepunkt dieser Politik war der Völkermord im Jahr 2009, bei dem die Guerillabewegung LTTE, die Tamil Tigers, militärisch besiegt wurde und das sri-lankische Militär einen Genozid am tamilischen Volk verübte. Bis heute werden mindestens 169.796 Menschen vermisst. Aus diesem Grund gehen jährlich am 4. Februar die Eelam-Tamil:innen mit schwarzen Fahnen auf die Straßen, um auf das Schicksal ihres Volkes aufmerksam zu machen. Dies ist auch besonders in Deutschland nötig, angesichts des Schweigens, in das sich die Bundesregierung hüllt hinsichtlich der Menschenrechtsverletzungen durch den sri-lankischen Staat.

In ihrem Kampf um das Selbstbestimmungsrecht in ihrer Heimat kann sich die tamilische Bevölkerung der Unterstützung der Kurdinnen und Kurden in der BRD und überall auf der Welt sicher sein. So haben sich gestern auch kurdische Aktivist:innen an Protesten der tamilischen Community beteiligt. Eine größere Demonstration gab es in Düsseldorf, die vom DGB-Haus bis zum Landtag führte. Medya Rosan, Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung, hielt eine kurze Ansprache. Das Schicksal der Tamil:innen sei ähnlich dem der Kurd:innen, die Unterdrückung und der dadurch erlittene Schmerz derselbe. „Wir stehen dem tamilischen Volk bei seinem Kampf solidarisch zur Seite“, so Rosan.


In Berlin, Bremen, Frankfurt am Main und München fanden ebenfalls Demonstrationen statt. In Frankfurt beteiligten sich Mitglieder des Kurdischen Gesellschaftszentrum an einem Protestmarsch. Eine Sprecherin erklärte zu den Hintergründen: „Wir nehmen an dieser Aktion teil, weil wir sie als unsere eigene begreifen. Wir sind hier, weil wir den Eelam-Tamil:innen und dem tamilischen Befreiungskampf unsere Solidarität aussprechen wollen.“ Den anschließend gehaltenen Redebeitrag des Gesellschaftszentrums dokumentieren wir hier im Wortlaut:

Das kurdische und das tamilische Volk teilen einige schlimme und dramatische Erfahrungen: Unterdrückung, Kolonialismus, Genozid. Nicht umsonst spricht der türkische Diktator Erdogan in Bezug auf die kurdische Frage davon, dass er eine „tamilische Lösung“ will. Er meint damit das Massaker in Tamil Eelam im Jahr 2009, dessen Ziel die Vernichtung der Selbstverwaltung der Eelam Tamilen war. Dieser Genozid zeigte in unerträglicher Grausamkeit den rassistischen und tödlichen Charakter des kolonialistischen Nationalstaats, in dem immer nur gilt: „ein Volk, ein Staat, eine Sprache“ und alle anderen assimiliert, vertrieben oder umgebracht werden. Wir möchten auch an dieser Stelle der tamilischen Community unser Mitgefühl aussprechen für das Leid und die Grausamkeit, die sie erfahren hat.

Aber die Kurd:innen und Tamil:innen teilen nicht nur die schlimmen Erfahrungen. Wir teilen auch den Widerstand. Freiheitskampf. Den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft. Wir teilen gemeinsame Werte: Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Frauenbefreiung. Es ist darum wichtig, dass wir auch unsere Kämpfe als verbunden begreifen und das nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Wenn all die freiheitsliebenden und kämpferischen Bewegungen zusammen in eine Richtung gehen, können wir dem Leid der kapitalistischen Moderne eine bessere Zukunft, eine Demokratische Moderne entgegensetzen.

Deshalb sagen wir: Hoch die internationale Solidarität! Lang lebe die Geschwisterlichkeit der Völker! Lang leben der tamilische und der kurdische Freiheitskampf!