Am Montag hat die vorerst letzte Veranstaltung der Berliner Reihe „Dialoge mit Öcalan“ vor einer mehrmonatigen Sommerpause in Prenzlauer Berg stattgefunden. Zu Gast im politischen Montagssalon war Pawel von der Initiative Demokratischer Konföderalismus (IDK), der die Veranstaltung mit einem Input zum Thema Wirtschaft in der Philosophie von Abdullah Öcalan einleitete. Auf das Referat folgte eine lebendige Diskussion. Im Cafê Morgenrot fanden sich zwei Dutzend Interessierte ein.
Die Veranstaltungsreihe „Dialoge mit Öcalan“ wird seit gut einem Jahr in Zusammenarbeit mit der Initiative Demokratischer Konföderalismus als monatlich stattfindender Montagssalon organisiert. In den Veranstaltungen wird Abdullah Öcalans Blickwinkel auf verschiedene Themen dargestellt und anschließend darüber diskutiert.
Den Beginn der gestrigen Veranstaltung leitete der Referent mit einem Zitat Öcalans ein, nach dem keine gesellschaftliche Aktivität so demokratisch und politisch sein könne wie die Wirtschaft. Wie von der Moderation betont wurde, wirkt diese Analyse in Zeiten des Finanzkapitalismus, in dem ganze Produktpaletten lediglich geschaffen werden, um künstliche Bedürfnisse im Menschen zu kreieren, meilenweit von der hiesigen Realität entfernt.
Aus diesem Grund wurde zu Beginn des Inputs Öcalans Ökonomie-Verständnis erläutert, nach dem Wirtschaft im eigentlichen Sinne die Verantwortung zukomme, gesellschaftliche Bedürfnisse zu befriedigen. Mit der Entstehung des Patriarchats sei die Wirtschaft dieser Funktionen schrittweise beraubt wurden, weshalb nach der Unterordnung der Frau auch die Jugend und letztendlich die
Natur dem Streben nach Profitmaximierung und Akkumulation untergeordnet wurden. Laut dem Referenten hat es in der Geschichte in unterschiedlichen Formen Aufstände dagegen gegeben, wie etwa die Bauernaufstände, die Räterepubliken und die 68er Bewegung, welche sich auch immer die Frage nach einem alternativen Wirtschaftssystem stellten.
Das neue Paradigma der kurdischen Freiheitsbewegung sei nach Pawel dabei als eine Selbstkritik im Bezug auf historische Mängel demokratischer Bewegungen und damit auch als eine Kritik am klassischen Marxismus-Leninismus zu verstehen. So habe es nach der Analyse Öcalans der Marxismus nicht geschafft, den Rahmen der Kapitalistischen Moderne zu brechen und eine Wirtschaft zu schaffen, welche die Unterordnung des Menschen und der Natur unter die Profitrate überwinden konnte. Eine demokratische Wirtschaft müsse deshalb außerhalb von Planwirtschaft und Kapitalismus aufgebaut werden, wofür es im selben Zug einen Mentalitätswandel und viel Bildung brauche. So sei der Aufbau von Kooperativen im Nordosten Syriens beispielsweise untrennbar mit Bildung verbunden und dem Gedanken, die Menschen von diesem Konzept durch Diskussionen und eben nicht durch finanzielle Reize zu überzeugen.
Am 11. September wird es nach der Sommerpause der Veranstaltungsreihe um 19 Uhr mit der Buchvorstellung des vierten Bandes aus dem „Manifest der demokratischen Zivilisation“ weitergehen. Als Referent ist Reimer Heider eingeladen, welcher Übersetzer der Verteidigungsschriften und Sprecher der internationalen Initiative „Freiheit für Öcalan – Frieden
in Kurdistan“ ist.