Demonstration „Paris liegt im Dunkeln, wo ist die Gerechtigkeit?“ gestartet

In Paris findet eine Demonstration gegen den Anschlag vom 23. Dezember 2022 statt, bei dem Evîn Goyî, Mîr Perwer und Abdurrahman Kızıl ermordet wurden. Die Beteiligten fordern Gerechtigkeit, Transparenz und Ermittlungen frei von politischer Einflussnahme.

In Paris findet eine Großdemonstration gegen den Anschlag vom 23. Dezember 2022 statt. An diesem Tag vor Heiligabend war es in der kurdisch geprägten Rue d'Enghien nahe des Bahnhofs Gare du Nord zu Schüssen gekommen. Der heute 70-jährige Franzose William Malet zielte zunächst auf das Kurdische Kulturzentrum Ahmet Kaya, ein Mitgliedsverein des Dachverbands Demokratischer Kurdischer Rat Frankreich (CDK-F). Danach schoss er auf ein kurdisches Restaurant auf der gegenüberliegenden Straße und anschließend auf den nahegelegenen Friseursalon eines Kurden. Bei dem Angriff wurden drei Menschen schwer verletzt und die Vertreterin der kurdischen Frauenbewegung in Frankreich, Evîn Goyî (Emine Kara), der Musiker Mîr Perwer (Mehmet Şirin Aydın) und der langjährige Aktivist Abdurrahman Kızıl getötet.

Der von Opfern des Anschlags gestellte Schütze wurde anschließend wegen „Mehrfachmord aus rassistischen Motiven“ verhaftet. Der CDK-F dagegen fordert, dass der Angriff als terroristischer Anschlag eingestuft und entsprechend geahndet wird. Der Verband sieht hinter der Tat ein gezieltes Attentat auf die Vertretung der kurdischen Bevölkerung. Doch die französische Justiz weigert sich bis heute, ein terroristisches Motiv in den Vordergrund ihrer Ermittlungen zu stellen.

„Von 2013 bis 2024 liegt Paris im Dunkeln, wo ist die Gerechtigkeit?“ lautet mit Anspielung auf die weiterhin juristisch unaufgeklärte Ermordung der kurdischen Aktivistinnen Sakine Cansız (Sara), Fidan Doğan (Rojbîn) und Leyla Şaylemez (Ronahî) vor knapp elf Jahren, ebenfalls in der französischen Hauptstadt, das Motto der Demonstration. Startpunkt der Protestveranstaltung war der Gare du Nord, viele Teilnehmende tragen Fotos der Getöteten und Transparente mit ihren Forderungen: Gerechtigkeit und Transparenz sowie Ermittlungen frei von politischer Einflussnahme. Murat Ceylan, Vorstandsmitglied des kurdischen Europadachverbands KCDK-E, Fatoş Göksungur von der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E), die CDK-F-Vorsitzenden Xane Akdoğan und Şahin Polat befinden sich wie Familienangehörige der Ermordeten und zahlreiche Mitglieder der kurdischen Exil-Community vor Ort.


Unter den Demonstrierenden sind auch Persönlichkeiten der französischen Politik, darunter Alexandra Cordebard, Bürgermeisterin des zehnten Arrondissements von Paris, Senator Rémi Féraud von der Sozialistischen Partei Frankreichs, der Sprecher der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) und Pariser Senator Ian Brossat, der PCF-Verantwortliche für internationale Beziehungen, Pascal Torre sowie die Parlamentsabgeordneten Danielle Simonnet (Linke) und Julien Bayou (Grüne). Der Protestzug zieht derzeit durch die Pariser Innenstadt und soll in eine Abschlusskundgebung mit verschiedenen Redebeiträgen münden.