Death in Custody: Jeder Todesfall ist einer zu viel!

Das Aktionsbündnis „Death in Custody” macht die JVA Moabit für den Tod von Ferhat Mayouf verantwortlich. Das Bündnis fordert ein Ende der Bezeichnung seines Todes als „Suizid” sowie eine lückenlose Aufklärung des Geschehens.

Ferhat Mayouf aus Algerien starb am 23. Juli 2020 infolge eines Zellenbrands in der Justizvollzugsanstalt Moabit. Offiziell wird sein Tod als „Suizid" dargestellt. Vieles deutet allerdings daraufhin, dass die JVA für seinen Tod verantwortlich ist, erklärt das Aktionsbündnis „Death in Custody“. So hatte Mayouf über Depressionen geklagt. Er bekam jedoch keine Hilfe, sondern wurde im Gegenteil 23 Stunden am Tag eingeschlossen und isoliert. Als seine Zelle brannte, blieben JVA-Mitarbeiter*innen tatenlos; auch auf Hilferufe anderer Gefangener sollen sie nicht reagierten haben. Rippenbrüche an seinem Leichnam und Aussagen von Mitgefangenen deuten ferner darauf hin, dass Mayouf vor seinem Tod durch Bedienstete der JVA misshandelt wurde."

Der Tod von Ferhat Mayouf liegt am 23. Januar 2021 genau sechs Monate zurück. Noch immer fordern die Angehörigen vergeblich die Aufklärung der Todesumstände. Woher stammen die Rippenbrüche, die an der Leiche von Ferhat Mayouf festgestellt wurden? Warum wurde Ferhat Mayouf nicht aus seiner brennenden Zelle befreit, während das Gefängnispersonal direkt vor seiner Tür stand und seine Hilferufe hören konnte? Das alles sind bisher unbeantwortete Fragen.

Das Aktionsbündnis „Death in Custody“ macht die JVA Moabit für den Tod von Ferhat Mayouf verantwortlich und fordert ein Ende der Bezeichnung seines Todes als „Suizid“ sowie eine lückenlose Aufklärung des Geschehens. Um Ferhat Mayouf zu gedenken, ruft das Bündnis am 23. Januar um 14 Uhr zu einer Gedenkdemonstration vor der JVA Moabit auf.

Der Tod von Ferhat Mayouf ist kein Einzelfall. Die Ergebnisse einer umfassenden Recherche im Rahmen der Kampagne „Death in Custody“ zeigen, dass in Deutschland seit 1990 mindestens 179 von Rassismus betroffene Menschen in Gewahrsamssituationen ihr Leben verloren haben oder von der Polizei getötet wurden. Allein aus dem Jahr 2020 sind der Kampagne zwölf Todesfälle bekannt, davon drei in Berlin. In aller Regel bleiben die Taten für die Verantwortlichen folgenlos, die Namen der Getöteten werden vergessen und die Mehrheitsgesellschaft reagiert aufgrund von tief verankertem Rassismus und eines verbreiteten Glaubens an die Unfehlbarkeit der Polizei mit Gleichgültigkeit.

Um diesen Zuständen etwas entgegenzusetzen, plant und unterstützt „Death in Custody“ in den nächsten Wochen eine Reihe von Aktionen:

23. Januar: Kundgebung in Gedenken an Ferhat Mayouf vor der JVA Moabit, 14.00 Uhr

24. Januar: Demonstration in Gedenken an Maria B. vor der Grünbergerstraße 45, 15.00 Uhr

15. März: Vorstellung der Recherche-Ergebnisse im Rahmen einer Podiumsdiskussion

20. März: Demonstration anlässlich des internationalen Tags gegen Polizeigewalt