Covid-19: Mindestens 55 Kurden in Europa verstorben

Unter den Todesopfern der Corona-Pandemie befinden sich allein in Europa 55 Kurd*innen und mindestens 1.000 Erkrankte. Kurdische Verbände und Hilfsorganisationen organisieren Solidarität.

Insbesondere in Deutschland, Belgien, Frankreich, England, Niederlande und der Schweiz sind aufgrund des hohen Bevölkerungsanteils viele Kurdinnen und Kurden von der Covid-19-Pandemie betroffen. In Deutschland sind offiziellen Statistiken zufolge 120.000 Menschen infiziert, die Dunkelziffer wird weit höher geschätzt. Auch wenn die Todesrate relativ gering ist, erregt insbesondere das Ausbleiben der Entwicklung eines wirksamen Medikaments große Sorge.

Schätzungen zufolge leben etwa 1,5 Millionen Kurdinnen und Kurden in Deutschland. Der Anteil an älteren und vorerkrankten Menschen ist relativ groß. Nach Statistiken des kurdischen Europadachverbands KCDK-E sind bisher in den europäischen Staaten 55 Kurd*innen an der Pandemie gestorben, mindestens 955 Kurd*innen haben sich mit dem Virus angesteckt. Das Durchschnittsalter der verstorbenen Kurd*innen liegt mit 60 um 22 Jahre unter dem vom Robert Koch Institut errechneten Gesamtdurchschnitt des Alters der Verstorbenen von 82 Jahren. Unter den 55 Toten befindet sich auch ein vierjähriges Kind.

Die meisten Kurd*innen starben in England, dann folgen Deutschland, Schweden und Frankreich. Bei den Zahlen der Infizierten führen Deutschland und England. Diese Zahlen basieren allerdings auf Informationen, die den KCDK-E erreicht haben, die reale Zahl liegt mit großer Wahrscheinlichkeit höher.

Zahl verstorbener Kurd*innen:

Deutschland: 11
England: 20
Schweden: 10
Frankreich: 9
Belgien: 5

Zahl infizierter Kurd*innen:

England: 350
Deutschland: 300
Frankreich: 90
Niederlande: 54
Schweden: 45
Belgien: 42
Schweiz: 37
Österreich: 34
Dänemark: 5
Kanada: 1

Kurd*innen in Quarantäne:

England: 80
Schweiz: 14
Frankreich: 11
Niederlande: 7
Belgien: 5
Österreich: 4

Patenschaftskampagne von Heyva Sor a Kurdistanê

Kurdische Organisationen organisieren Solidarität. So hat der Kurdische Rote Halbmond (Heyva Sor a Kurdistanê) einen Familienpatenschaftskampagne gestartet. Die Kampagne wird vom KCDK-E und der kurdischen Frauenbewegung TJK-E unterstützt und begann am 9. April. Murat Vargün von der Kampagne erklärt, dass die Aktion für Familien in allen vier Teilen Kurdistans Unterstützung generieren soll. „Unsere Kampagne begann gestern. Es nehmen Menschen in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden daran teil. Obwohl sie erst einen Tag läuft machen bereits 150 Familien mit. Das wird in den nächsten Tagen weiter zunehmen. Wir schicken das Geld über unsere Kommissionen in Kurdistan an die betroffenen Familien“, erklärt Vargün und ruft zu breiter Beteiligung an der Kampagne auf.

Krisentische von KON-MED

Die in Deutschland aktive kurdische Föderation KON-MED hilft mit Krisentischen den Kurd*innen und ihren Freund*innen. Sie leistet gesundheitliche, rechtliche und materielle Hilfe. An den Krisentischen sind ebenfalls 12 Ärzt*innen beteiligt. Krisentische gibt es in Hamburg, Köln, Berlin und vielen anderen Städten. Sie produzieren auch Masken und verteilen diese an Ältere. Der Ko-Vorsitzende von KON-MED, Tahir Koçer, erläutert: „Als Institution haben wir ein ernstzunehmendes Netzwerk aufgebaut. Wir versuchen die gesundheitlichen, rechtlichen, sozialen und materiellen Probleme unseres Volks zu lösen. Wir nehmen auch Kontakt mit unseren Alten auf und helfen ihnen. Über die sozialen Medien haben wir mit Kurdischkursen für unsere Jugend begonnen.“

Hilfskampagnen an vielen Orten

Der französische kurdische Rat CDK-F hat über kurdische Arbeitgeber*innen begonnen, selbst in Textilbetrieben Masken zu produzieren und Menschen in der Gesundheitsarbeit mit Nahrung zu versorgen. In der Schweiz finden ähnliche Hilfskampagnen statt.

In London unterstützt der Frauenrat Roj alte Menschen. In vielen anderen europäischen Städten werden ähnliche Dienste angeboten. In England arbeitet Heyva Sor mit Citizen UK bei der Unterstützung von Kranken, Armen und Obdachlosen zusammen. Die Sozialkommissionen setzen sich vielerorts dafür ein, dass die nun entlassenen Geld bekommen und geben ökonomische Unterstützung.

Koç: Lasst uns solidarisch sein

Die Aktivitäten von KCDK-E und TJK-E werden über Telefonkonferenzen organisiert und täglich evaluiert. Der Ko-Vorsitzende des KCDK-E, Yüksel Koç, appelliert: „Lasst uns vor allem den Alten, denjenigen, die allein nicht einkaufen gehen können, helfen. Wir sollten ihnen Masken und alles, was sie brauchen, versuchen zur Verfügung zu stellen. Mit einem solchen Netzwerk steigern wir die Solidarität und finden gemeinsam einen Ausweg aus der Krise.“